..^ #«'A. E T H O Nr .^ i;:!'^^ Eine archäologische Abhandlung „■►;/ ^-, , ^ . Frie^brich JVieseier. -■J. . ^ A-- -^- *: ^"l ' * c¥ ■■^■.'T " /■-" '■).«'• . , i' ■ ^■— Sr» ',^ »Aw*^ *•, - • k ' ■•■• ' • ■ , !«*■.'•"■ t.. » ■; '••■..'" ? . • -■ '.■ '.■' :■'■''- ■ ' - .-^ ,.V,--f rir. iVe&«f einer Kupfertafel. ■ «f- ^ ■■■> ..:*■?- v.yv^^^- ■-M« '■.ij'S'.„ •.;2»-V«:'.r , . • ■■ ,^ , • .■■■; j --;•>«■ *' ,::^. -.V v^.,*; '"M: ■■'.f--. '* .•<. -i-, ■ V j^/^ ■ ' > i »? i n der D j e t e r i ■.■ •» ; chschen'Buchhandlung. 1857..,;-. .. "->•:■.■• ■'■TV--;-- .Väi?- Va; ..,.v*V.' '■'■'';•'' ' ' y if' ■*!-"- ■ . ■• ,-. . . .1» i •, '-• -i -.i-Zr------ •. ■ ■ -. *^v m:^! ;«:*'V- L^^-- **^ W^ ^. #:^ ■• ,?f?*?'i.*i :■ ,■« ••y •JT-..' ..T'-^v PHAETHON. «?■•* :l ■:* Eine archäologische Abhandlung Ton W^riedrieh Wieseier. Nebst einer Kupfertafel. GSttlnseii, in der I>ieterichschen Buchhandlung. 1857. i&^ '•**»..- ■ • v!n'''*P^^>??';7 :'»-. ^ ^• h ^ 1/* ■<^." • '.? 11 'i ;:'>:;» - ; »r.;: i! ;", i-iU «:">4j <• Die Sage von Phaelhon, dem Sohne des Helios und verungläckten Lenker des Sonnenwagens wird schon dem Hesiod zugeschrieben ; doch gehört dieser Hesiod sicher in die Zeit nach Hesiod, ja vielleicht in die der Alexandriner ^). Nach Plinius' Meinung *) waren die filtesten Dichter, welche die gewöhnliche Sage von den Schwestern des Phaethon vortrugen, Aeschylus, Philoxenus, Euripides, Satyrus, Nicander. Inzwischen wissen wir '), dass sich schon Pythagoras der Sage von Phaethon bediente , und wenn aus dem Berichte , dass Pherekydes den Eridanos für den Padus erklärt ^], mit Sicher- heit geschlossen werden kann, dass er die Sage besprach, so wird danach der Vor- gang anderer Schriftsteller angenommen werden müssen. Insbesondere war der Ge- genstand bei den Tragikern beliebt, die, wie Polybios bemerkt ^), darüber viel gespro- chen und viel Wunderbares zu Tage gebracht haben : Aeschylos behandelte ihn aus- führlich in seinen Heliaden ^), Euripides in seinem Phaethon ^. Unter den uns im Zu- sammenhange erhaltenen dichterischen Behandlungen sind die beträchtlichsten die des 1) Der Hesiod, auf welchen sich Hygin. Fab. t54, Sehol. German. Caes. Arat. 366, La- ctant. Placid. Narr. Fab. II, 2 et 3 bezielien, ist wahrscheinlich der Verfasser der äffTQO- vofUttj äaiQoXoyCa, äcrgtXTj ßlßXog (vergl. Zannoni Reale Galleria di Firente, S. IV, Vol. II, p. 196 fll., Welcher nAeschyl. Trilog." S. 569, Anm. 883, Uckert »Zeitschr. f. Alterthumswissensch." 1838, S. 433, Anm. 57, Markscheffel Hesiodi Fragm. p. 356, s. jedoch auch onten S. 2, Anm. 6), welche Hüller (nProlegomena zu einer wissenschaftlichen My- thologie«, S. 193} und mit ihm Markscheffel (p. 196} in die Zeit der Alexandriner setzl. Sicherlich ist das Gedicht nicht aller als Pherekydes, und so kann es nicht befremden, wenn, nach Hygin. Fab. 154 (vgl. Muncker z. d. St. und Markscheffel a. a. 0., p. 356 aber auch Muetzeil de Emend. Theog. Hes., p. 467}, Pherekydes zuerst den Eridanos Pa- dus genannt haben soll; man könnte geneigt sein, darin eine Andeutung zu suchen, dass der Hesiod, welchen Hygin excerpirt, jünger sei als Pherekydes. 2) Bist. Nal. XXXVII, 2, 11, 31. 3} Aus Olympiodor. in Aristot. Meteor. !, 8. 4} Vgl. Hygin. Fab. 154 und Schol. z. German. Caes. Arat. 366, nebst Sturz Pherecyd. Fragm. p. 135 ed. alt. 5) Bist. nniv. H, 17. 6} Vergl. Weicker, Trilo^. S. 566 fll.; G. Hermann de Aeschyli Heltadibus, Opusc. III, p. 130 fll.; Weicker's Antikritik in der allgem. Schulzeitung, 1828, 2. Abth., N. 30. Vergl. auch Härtung, Eurip. reslit. -II, p. 209, und Nauck Trag. Gr. Fragm., p. 18 fl. 7} G. Hermann Opusc. HI, p. 3 fll.; Goelbe's Werke 46. Bd., S. 30 fil.; S. J. E. Rau 1 __ 2 _ Ovidius *) und die manches Eigenthümliche enthaltende des Nonnos ^}. Kürzer findet man die Sage bei den alten Schriftstellern überaus Yiel berücksichtigt, namentlich we- gen der naturhistorischen, aber auch wegen der geographischen, historischen, ethischen Bezüge '). Auch an euhemeristischen Deutlern hat es nicht gefehlt *). Nach der am meisten verbreiteten Genealogie ist Phaethon Sohn des Helios und der Klymene. Diese Klymene gilt bald als Tochter des Minyas oder Iphis und der Euryanassa ^) , bald, und gewöhnlicher, als Okeanine^. Nach Andern war Phaethon ein Sohn des Helios und der Rhode ^). Dann heisst er auch Sohn des Helios und der Prote, Tochter des Neleus ^). Nach der Eudokia ^) ist Phaethon der jüngste unter Epistola de Euripidis Phaethonte, Lugd. Bat. 1832; Welcker »Die Griecb. Tragöd." II, S. 594 fli.; Härtung Eurip. restit. II, p. 191 fli. Die Brnchstficke selbst bei Nauck a. a. 0. p. 471 fli. , , ; , •., O Metam. I, 751 fli. II, 1 — 400. lieber eioe Veränderung der Sage, die wahrscheinlich von ihm ausging, s. unten S. 4, Anm. , 2} Dionys. XXXVIII, 98 fli. Woher Nonnos schöpfte, wissen wir nicht; ygl. auch B. Köhler pUeber d. Dionys. d. N. von Panop.,« S. 89. Creuzer »Zur Galer. d. alt. Dramat.,« S. 13, meinte seinetwegen auf ausführlicheren Gesaug früherer epischer Dichter scbliessea zu können. 3) Die Belege bei Uckert in der angef. Abhandl., auch bei Welcker »Die Aeschyl. Trilog.,*' S. 572 fli., und in Cluver. Ital. antiq. I, 34. 4) Vergl. z. B. Lucian. de Astrol. 19; Anoo. de Incredib. XIII, p. 324 Westermann; Tzetzes Chil. lY, 137, 378 sq. 5) Schol. Ambros. el min. ad Odyss. XI, 325; Eustalh. ad 11.11,695; Endoc. Yiolar. p. 261. 6) So Euripides und, ohne Zweifel, nach ihm Ovid; Frocius zu Fiat. Tim. p. 33; Hygin. Fab. 1 56 ; Fulgentius Mythol. I, 1 5 ; Laclant. Plac. Narr. Fab. II, 1 ; Mythogr. Vatican. I, 118, 204, p. 63, 34 ed. Bode, III, 8, 14, p. 208, 9 ed. Bode; Servius zu Virg. Aen. X, 189. Nonnos, der ebenderselben Genealogie folgt, schildert (Dionys. XXXVIU, 1 08 fli.) ihre Schönheit mit glänzenden Farben. Nach Schol. ad German. Caes. Arat. 366 zu schliessen, hat auch Hesiod (d. h. der Verfasser des Gedichts über die Sterne) den Fhaethon Too dem Helios und der Klymene abstammen lassen. Dann nuss man aber in Hygin's Fab. 154 entweder die Ueberschrift für unecht halten (s. S. 3, Anm. 1), oder den Inhalt we- nigstens zum Theil als nicht zu der Astronomie , sondern zu irgend einem andern Hesio- dischen Gedichte gehörig betrachten ; denn was der erwähnte Scboliast abweichend berich- tet, ist gewiss eher aus der Astronomie. HarkschelTel (p. 356) hält die Genealogie des Scholiasten für nicht Hesiodisch. Mutzell (de Emenä. Theog. p. 507) aiaint, dass die Stelle des Hygin sich auf den Katalog der Weiber beziehe. Das leugnet Markscheffel (p. 94). Uns scheint bei Hygin die Genealogie des Phaethon freilich nicht, aber doch Einiges aus der Astronomie zu stammen. 7) Schol. zu Odyss. XVII, 208 (emendirt von G. Hermann Opusc. III, p. 133). 8) Tzelz. Chil. IV, 137, 363. 9) p. 206: lov 6i HXfov nulStg ytyft'rjviui nuTStg ovioij Kixuq^og, Ttvuyi^qj Tqionrig, — 3 — dem Söhnen des Helios. Auch als Grosssohn des Helios kömmt Phaethon vor, indem man ihm «inen Kiymenos, Sohn des UeÜos, zum Vater und die Okeanine Merope zur Mutter gab*). Nach Einigen hiess der Sohn des Helios ursprünglich Eridanos; derselbe soll, nachdem er von Zeus mit dem Blitz erschlagen und in den nach ihm benannten Fluss gefallen sei, von seinem Glänze den Namen Phaethon erhalten haben ^). Nach Nonnos ') dagegen gab Helios seinem Sohne wegen des dem seinigen ähnlichen Glan- zes den Namen Phaethon. Die gewöhnliche Sage erzählte von diesem Phaethon also. Phaethon, schon von frühester Jugend an seinem Vater, dem Lenker des Sonnenwagens, nacheifernd *], oder, um seine Abstammung von dem Gotte Helios, welche bezweifelt wird, darzuthun ^), ^Axttq, MaxQtvg, xai Oaid^utv 6 vturarogj xai oi xotXovfievat ^HXukisg a. s. w. Allein die gelehrte Kaiserin verwechselt den Phaethon der Rbodischen Sage mit dem in Rede stehenden. Jener Phaethon gilt allerdings auch als Sohn des Helios und iwar von der Rhodos (Scbol. Pindar. Olymp. VII, 131, 132, 135), die anderswo auch Rhode beissl, wie die S. 2, Anm. 7, erwähnte Tochter des Asopos. Die Einwohner der Insel Rhodos nannten ihn Tenages (Schol. i. Pind. Ol. VII, 135, wo er ebenfalls als der jüngste un- ter seinen Brüdern bezeichnet wird, vgl. auch Scbol. Pind. Ol. VII, 131). Mehr über diesen Tenages und seine Brüder bei Diodor. Sic. Bibl. V, 56 fl., der den Namen Phae- thon gar nicht erwähnt, während bei der Eudokia Tenages und Phaethon als verschie- dene Personen aufgeführt werden. — Auch iu Betreff der Heliaden vermischt die Eu- dokia verschiedene Sagen und Genealogien. Den Rbodischen Heliossöhnen wird sonst nur eine Schwester gegeben, die Elektryone, nach Diodor. a. a. 0. und Schol. Pind. Ol. VII, 24, welche, trotz ihres Namens, in der Sage mit den in Bäume verwandelten und das Elektron ausweinenden Schwestern des verunglückten Lenkers des Sonnenwagens nichts zu schaffen bat. 1) Hygin. Fab. 154, der Ueberschrift zufolge nach Hesiod; gegen die Echtheit derselben: Staveren Mise. Observ. X, 2, p. 303, und Uckert in der Zeitscbr. f. d. Alterthumswis- sensch. a. a. 0., S. 433, Anm. 55 ; dafür: Creuzer »Zur Gal. d. a. Dram.", S. 91, Anm. 36. Göttling und Markscheffel nehmen die Echtheit, als ausgemacht, stillschweigend an. Eu- ripides und die, welche ihm folgen (Ovid. Melam. I, 764, II, 184, Trist. III, 4, 29 fl.), geben der Klymene, der Mutter des Phaethon von Helios, einen Mann Merops. Sonst beisst eine der Schwestern des Phaethon Merope. 2) Hythogr. Vat. I, 118; Servius zu Virg. Aen. VI, 659. 3) XXXVUI, 151 fli. 4) So stellt Nonnos (XXXVUI, 171 flI.) die Sache dar. Vgl. auch Pbilostr. Imagg. I, 10, und Heraclit. de Incredib. 22. 53 So nach Euripides und Ovid. Aber die Motive sind verschieden. Bei Euripides soll sich Phaethon mit einer Göttin vermählen, will es aber nicht aus edlem Stolz und Furcht vor Abhängigkeit. Da entdeckt ihm seine Mutter, dass auch er göttlicher Abkunft, des He- lios Sohn, sei. Nun will Phaethon sich die Aussage der Klymene von dem Helios be- 1* — 4 — bittet den Sonnengott, ihm auf einen Tag den Sonnenwagen za flberlassen. Hettos gewahrt ihm, obwohl abrathend und widerstrebend, die Bitte, sei es, weil ihn ein ?or- her geleistetes Versprechen bindet *], oder weil er den Bitten des Sohnes und dem Zn- reden der Mutter desselben'} nicht widerstehen kann, und einsieht, dass sich die Be- stimmung des Schicksals nicht ändern lasse ']. Er übergiebt dem Sohne den Wagen, nachdem er ihn über dessen Lenkung genau unterrichtet hat. Dennoch gehen ihm die Rosse durch ; Himmel und Erde leiden Schaden *). Da erschlfigt Zeus den Phaethon krifligen lassen und vor aller Augen seine Abkunft tod diesem dadorcb benrkanden, dass er den Sonnenwagen nhrt. Nach Ovid treibt der von Epaphus ausgesprochene Zweifel an der Herkunft des Phaetbon vom Sol, mit welcher dieser geprahlt bat, denselben za der Fahrt auf dem Sonnenwagen. Weleker's Vermuthnng (nDieGriech. Trag.«* II, S. 597, Anm. 5), dass dieser Zusammenhang von Ovid erfunden sein möge, um den Phaetbon mit der Geschichte des Epaphus zu verknüpfen, ist auch uns sehr wabncheinlich. Nach dem Scboliasten zu Odyss. XVII, 208 trieb den Phaethon der Wunsch, die Welt genau zu beobachten, zu dem Unternehmen. -'^"' 13 Nach Euripides (Fr. 775 Nauck) hat der Sonnengott damals, als er die Liebe der Kly- mene genoss, dieser eidlich gelobt, dem Kinde, welches sie gebiren wflrde, einen Wunsch zu gewähren. Dies eröffnet die Klymene ihrem Sohne und bescheidet ihn, bei dem He- lios auf dem Versprechen za fussen; was Phaethon denn auch that. Nach Andern bittet Phaethon den Helios zuerst um die Gewährung eines Wunsches. Helios erhört seine Bitte und fflgt eidliche Versicherung hinzu. Dann spricht Phaethon seinen Wunsch aus, den Sonnenwagen zu lenken. So Ovid (Metam. H, 45, hier von dem Euripides abwei- chend) und nach ihm der Mythograph. Vat. II, 57 oder Servius zu Virg. Aen. X, 189. Vgl. auch Cicero de Offic. III, 25 (S. 10, Anm. 5). 2} Diese erwähnt als bei der Bitte des Phaethon gegenwärtig und mitbittend Lucian (Deor. Dial. 25) und Nonnos (XXXVHI, 217). Vgl. auch Mythogr. Vat. II, 57 und Servius za Virg. Aen. X, 189. 3) So, abweichend, Nonn. XXXVIII, 217 fli. ' 4) Für das Durchgehen der Rosse werden verschiedene Gründe angegeben. Ovid hebt zu- nächst die zu grosse Leichtigkeit des Wagens hervor, Met. II, 161 flI., vgl. auch German. Arat. 361, dann Unkunde des Phaethon in Betreff des Lenkens der Rosse und des Weges, den er einzuschlagen habe (169 flI.), endlich plötzlichen Schrecken beim Erblicken des Skorpions (195 flI.); Nonnos (XXXVIII, 318 Ol.) den zu starken Gebrauch der Geissei von Seiten des Phaethon (vor welchem dieser bei Ovid, Vs 127, von dem Sol ausdrücklich gewarnt wird) ; so lange Phaethon mit dem Betrachten des Aethers , der Erde und des Meeres beschäftigt gewesen, seien die Russe auf der gewohnten Bahn gegangen. Dage- gen berichtet Manilius Astron. I, 737 flI. vom Phaethon: dum nova miratnr spectacula mundi Et puer in caelo ludit, cupit et majora parente, Monslratas liquisse vias. Nach Lucian. Deor. Dial. 25, 2 geräth Phaethon ausser Besinnung, als er in die unermessliche Tiefe hinabblickt; die Rosse verlassen in Verachtung des Knaben den Weg; dieser lässt die — B — mit dem Blitzstrahl and stürzt ihn in den Eridanos *]. Hier beweinen ihn seine Sehwe- slern, die Heliaden, bis sie in Bäume verwandelt werden*). Ihre Thrftnen versteinern zu Elektron s). Es betrauert ihn Kyknos, des Ligurischen Königs Sthenelos Sohn^ sein Zügel aus den HäDdeo and hSlt sich an dem Wagen fest, damit er nicht berausMie. Von der Furcht und Verwirmug des Pbaethon ist auch in Hygin. Fab, 154 und in den Schol. 2. Germ. Caes. Arat. 366 die Rede. Das Entgleiten der Zügel wird ebenfalls im Etym. magn. p. 427 » 9 ff. als nächste Yeranlassang des Sturzes Phaethons angegeben; aber da hat dasselbe in Folge von Unachtsamkeit statt. Aehnlich sagt Fhilostrat. Imagg. I, 11, dass Pbaethon, weil er den Zügel nicht festgehalten habe, tu Fall gekom- men sei. Nach Clandian. in Rufin. II, 210 fl. limite justo Devius errantes Pbaethon con_ fundit habenas. Andere geben als Grund des Sonnenbrandes kurzhin nur die Unkunde des Pbaethon im Lenken des Wagens an (Heraclit. de Incred. 22 ; Hygin. Poet. Astron. n, 42; vgl. auch Schol. z. Odyss. XVII, 208] oder den Mangel an Kraft, die Rosse zn zdgeln [Diodor. Bibl. V, 23, 2); Beides Lueian. de Astrol. 19, Tzetzes Chil. IV, 369. 1) Nach Apollon. Rhod. Arg. IV, 597 fli., Pseudo- Aristoteles Mirab. Auscalt. C. 82, Tzetzes z. Lycophr. 704 stürzt Pbaethon in einen See bei dem Eridanos. 2) Vgl. Uckert a. a. 0., S. 442 fl., Anm. 110. Meist werden die Bäume Pappeln CaXyetgo$j populi) genannt, seltener (obgleich es nach dem Mytbogr. Vat. II, 57 anders scheinen könnte) Erlen; Virgil nennt Ed. VI, 63 diese, Aen. X, 190 jene. Auch andere Baum- arten kommen vor, aber eben so selten oder noch seltener. Wenn Uckert meint, »in den Gegenden am Padus mochten die Griechen die Pappeln häufig finden," indem er sich auf Pausen. V, 14, 14 und Lucan. Pharsal. II, 409 beruft, so sagt Lueian. de Electr. 8. Cygn. 2 dagegen: ovt alyelQovg d6ov iraw jfBQ$oxo7rutv u. s. w. Wohl aber steht es fest, dass die Annahme der Verwandlung der Heliaden in Lärchenbäume [larices] nach Pallad. II, 15 auf dem Vorkommen dieser am Padus beruht, vgl. Vitrnv. de Arch. II, 9, 13 fl. 3) Ueber die Heliaden, welche als Schwestern des Pbaethon auch Phaethontiaden oder Pbae- thontiden (Germ. Caes. Arat. 365 : Hygin. Fab. Praef.; Avien. Arat. Phaen. 793) genannt und in Ovid. Trist. III, 4, 29 fl., wie jener als Sohn, so als Töchter des Merops bezeich- net werden, vgl. man ausser den schon in dem Obigen von uns angeführten Stellen über die Phaethonssage bei Ovid, Nonnos, Lueian, den Mythographen , Servius und Tzetzes und einigen weiter unten beizubringenden, so wie denen bei Uckert a. a. 0., noch Eurip. Hippel. 733 flI. Matth.; Eubul. ap. Athen. XIII, p. 568 F.; Apollon. Rhod. IV, 603 flI. ; Dionys. Perieg. 290 flI. ; Quint. Smyrn. V, 623 flI. ; Paus. I, 4, 1; Lueian. de Saltat. $. 55; Aristid. Monod. in Smyrn. T. I, p. 263; Anonym. Mise. U. p. 345, 14 Westermann; Paroemiogr. Gr. T. I, p. 416, 18 fll, T. II, p. 171, 10 fll. ed. Leutsch.; Eustath. z. Odyss. IV, 73, z. Dionys. Perieg. 291; die Schol. zu dieser Stelle; Etym. Magn. p. 425, 20 ; Ciceron. Arat. Fragm. Vs. 1 47, VoL II, p. 15 Buhle; MartiaL VI, 15,1; Senec. Herc. Oet. 1 85 ; Claudian. delll Cons. Houor. 124 fl., Ep. U ad Seren. 11; Vibius Sequester p. 9 ed. Oberlin.; Lactant. Plac. Narr. Fab. Lib. II, Fab. 2 et 3. Ganz vereinzelt steht — 6 — Verwandter von mütterficher Seite und sein Liebhaber, und wird in einen Schwan ver- wandelt *). Von dieser Sage über That und Schicksal des Phaethon weicht eine Erzählung bedeutender ab, die uns Hygin und der Schol. des Germanicus erbalten haben ^). Phae- thon, der Sohn des Sol und derKlymene, heisst es hier, sei, nachdem er ohne A^issen des Vaters den Sonnenwagen bestiegen habe und zu hoch von der Erde weggekommen sei, aus Furcht in den Fluss Eridanos gefallen. Nachdem Juppiter ihn mit dem Blitzstrahl erschlagen, habe Alles zu brennen angefangen. Juppiter, um das ganze Menschenge- schlecht mit gutem Scheine umbringen zu können, habe sich gestellt, als wolle er das Feuer löschen, und von allen Seiten die Ströme herbeigeleitet. So habe das ganze Menschengeschlecht seinen Untergang gefunden, ausser Pyrrha und Deukalion '). Die die Bemerkung eines Schol. zu Eurip. Hipp. •. a. 0. da, der die Heliaden als Töchter des Eridanos nimmt. Sie bat durchaus den Anschein eines Autoschediasma. Inzwischen wol- len wir doch nicht verfehlen auf die oben, S. 3, berichtete Identität des Phaethon und Eridanos aufmerksam zu machen, so wie auch darauf, dass, während nach Ovid. Met. II, 325 fl. Naiades Hesperiae tiifida fumantia flamma Corpora dant tumulo, signant quoque carmine saxum, nach Lucian. D. Dial. 25, 3 die Heliaden den Phaethon bestatten sollen und nach Lactant. Plac. Narr. Fab. II, 4 der Leichnam des Phaethon von dessen Schwe- stern gewaschen ward. 1} Die Sage von der Verwandlung des Kyknos lässt sich weder so früh noch so regelmä- ssig mit der Phaethonssage verbunden nachweisen als die von den Heliaden. Als der ilteste Behandler des Gegenstandes muss uns Phanokles gelten, vgl. Lactant. Plac. Narr. Fab. II, 4, der auch ohne Zweifel derjenige war, welcher den Kyknos als Liebhaber des Phaethon fasste, vgl. Welcker »Aesch. Tril.,« S. 569, Anm. 883, und Preller im Rhein. Mus., 1846, S. 402fl. In Bezug auf den Hesiod in Hygin. Fab. 154 und Schol. Germ. vgl. oben, S. l,Aam. 1. Ausserdem erwähnen die Verwandlung des Kyknos in Folge der Trauer um den Phaethon nur Ovid. Met. II, 367 fli., Virgil. Aen. X, 189 fli. und sein Erklärer Servius, beide mit Angabe des Liebesverhältnisses, Anon. Mise. VI, p. 3.47, 32 fli. >Ve8term., denen endlich noch Claudian. de VI Cons. Honor. 174 fl. hinzugefügt werden kann. Non- Dos, Lucian u. A. ignoriren dieselben förmlich. Es gab ja auch ganz abweichende Sa- gen, vgl. Pausan. I, 30, 3 und Lucian. de Electr. s. Cygn. 4, die auch bei Servius a. a. 0. Spuren hinterlassen haben. 2) Hygin. Fab. 152 u. Schol. Germ. Arat. 466, wohl nacfi der Hesiod. Astronomie. 3) Der Brand durch Phaethon und die Deukalionische Fluth werden häufiger zusammenge- stellt; vgl. Welcker »Die Aeschyl. Trilog.,« S. 573, Anm., und Uckert a. a. 0., S. 435, Anm. 70; Lucian. Timon. 4; Claudian. Eidyll. I, 105 fli.; Serv. z. Virg. Buc. VI, 4t ; Euseb. in Cramer's Anecd. Gr., Vol. II, p. 137, 27; Georg. Syncell. Chronogr. p. 297, 7 ed. Dind. Nonnos (XXXVIII, 416 fli.) lässt den Brand durch einen Regen von Zeus ge- löscht werden (der aber keine weitern Verheerungen anrichtet] , während nach Ovid : — 7 — Schwestern des Phaethon seien, weil sie die Rosse ohne Geheiss des Vaters an den Wagen gespannt) in Pappeln Terwandelt worden ^). ,:^; . ; . ;;.ii :...-.rfj^ Inzwischen sind doch aoch die Abweichungen in der gewöhnlichen Sage bedeu- tender als es nach dem Obigen scheinen könnte und man bisher angenommen hat. Eine liegt so klar zu Tage und ist doch zugleich so eigenthttmlicher Art, dass man sich wundem muss, sie nicht genauer besprochen zu finden. Nach Euripides begnügte sich Helios nicht damit, dem Phaethon Anweisungen für die Himmelsfahrt zu geben, sondern begleitete er ihn auch auf der Fahrt und setzte dabei seine Anweisungen fort ^). (Metam. II, 309 fl.) Zeas neqae, qaas posset terris indacere, nahes Taue haboit, nee qaos coelo demitteret imbres, sondern saevis compescuit ignibus ignes. 1) Mit dieser oder einer ähnlichen Sage scheint die Stelle Plutarch. de Tranq. Anin. 4 zn- sammenzubangen : 6 0ai&uy ävaßäg dg xbv oiqavov ixXateVj ei fiijdtig avi» xovq xov naiqoq tmiovg xal ru uqfiaxa Ttaqadidiaaw. 2) Vgl. Longinus de Sablim. C. 1 5, 4 : tw yovy 0ai&ovu nugaStSoiig rag ^vCag i 'HXtog HU Stj fti^u Aißvxov cä&iq tigßaXuv XQußtv yuQ vyqäv ovx J^o/y^ a^da c^y xdi(o dvqaa (fnjaCy, el^ i^^g Ui> d' i^ imu nXuudutv ij^wv dqofiov, TOGuvx uxovGug tlx ifiuQxpev tivCag' XQOvßug de TiXevQu miqotpoqittv oxiiiJMxuty fudijxfVj ul d* iniavT iii al&igog Tttv^ag, natijQ d* onnf&e vwia GitquCov ßeßiiug iTTJttve naiSu vovd^tiwv ixiid* tka.^ jtjäs cjQiiß uQfia, Ttjäe, Freilich stimmen die Gelehrten, welche den Phaethon des Euripides im Ganzen oder im Einzelnen behandelt haben, in Betreff dieser Stelle (Fr. 775 Nauck.) keinesweges fiberein. Uns scheint sie in den Epilog zu gehören. Sind Vs 5 fll. von derselben Person ge- sprochen wie die vorhergehenden (und daran kann doch wohl nicht gezweifelt werden), so kann der Redende nicht Helios gewesen sein, da der in Vs 8 erwähnte n Vater" nur Helios sein kann, und zwar namentlich auch aus dem Grunde, weil das, was von dem n Vater ** ausgesetzt wird, von keinem Anderen verrichtet werden konnte als von dem Son- nengotte. Longinos meint nichts Anderes, als dass die in den vier ersten Versen ent- haltenen Worte von Helios zu Phaethon gesprochen seien, also ausserhalb der Bahne. Der Redende kann aber auch nicht ein gewöhnlicher Sterblicher gewesen sein, selbst nicht ein Gott wie Okeano's, an welchen Welcher („Gr. Trag." H, S. 604, Anm.) ge- wiss mit vielem Scheine »zu Zeiten dachte," sondern nur eine Gottheit, welche dieHim- melsfabrt mitmachte, weil ja nur ein Theilnebmer an dieser von dem Inhalte der letzten Verse eigne Kunde haben konnte. Eine solche Gottheit braucht man aber nicht weit za suchen, da sich ganz von selbst die Eos darbietet, in Betreff deren es uns, beiläufig ge- — 8 — ,'sii ! Wir glauben aber ausserdem noch Tolgende entdeokt zu haben. Zuvörderst scheint man sich die Sache auch so gedacht zu haben, als ob Phaethon sich die Leu- kuig des Sonnenwagens nicht bloss für einen Tag '), sondern für ein ganzes Jahr er- beten habe. Hierauf deuten schon die Lehren, welche bei Nonnos Helios dem Phae- thon giebt; sie beziehen sich ja offenbar auf das ganze Jahr^. Dazu kommen denn noch andere Data, aus welchen hervorgeht, dass die Phaethonssage auf den Lauf der Sonne innerhalb des Jahrs bezogen wurde. Die in B&ume verwandelten Heliaden sol- len alljährlich „an bestimmten Tagen" oder »zu derselben Zeit'' ihre Thronen entsen- den 'j, nämlich zur Zeit der Hundstage *). Also bestand eine Auffassungsweise der Sage, in welcher der Sturz des Phaethon in die heisseste Zeit des Jahrs versetzt wurde. sagt, auch das Wahrscheinlichste dfinkt, dass sie die dem Phaethon bestimmte Braut war. - Nimmt man nun die von allen Neaerea gebilligte Schreibweise in Vs 8 an, so erhilt man den Gedanken, dass Helios, auf dem Rücken des an der Leine, auf der Wild- ^ bahn gehenden Bosses sitzend, hinter dem von Phaethon gelenkten Sonnenwagen her ge- ritten sei. Dieser Gedanke ist aber, wenn man nicht gewaltsamer Weise annehmen will, dass das betreffende Boss vor dem Wagten weggenommen sei , geradesu absurd. Die handschriftliche Lesart ist SnqCov, welche von Salmasius Exereit. Plin. p. 630, b, und Toup freilich ungenügend vertheidigt wurde. Der Siriusstern macht als Hund seinen Weg am Himmel; auf den Rücken dieses Hundes setzte sich Helios. Wie kam aber Eu- ripides zu dieser Angabe? Allem Anscheine nach hängt sie mit dem Heliacalaufgange des Sirius zur Zeit der Huudstage zusammen, in welche, wie wir bald sehen werden, nach einer durch mehrfache Indicien angedeuteten Ansicht die Fahrt des Phaethon ver- setzt wurde. Ohne Zweifel dachte man sich den Helios nur für eine Zeit lang als Be- gleiter des Phaethon, etwa so lange, bis dieser jenem gehörig eiogeflbt scheinen könnt«; und jener diesem auf dessen inständiges Bitten das Lenken des Sonnenwagens allein fiberlassen mochte; denn dass Helios den Phaethon bis zum Westen, bis zur Zeit, da Zeus diesen mit dem Blitz erschlug, begleitet haben sollte, wie Uckert a. a. 0., S. 43v annimmt, ist schon deshalb unglaublich, weil in diesem Falle dem Phaethon weder der Ruhm des selbstständigen Handelns noch die Züchtigung des Zeus zu Theil werden konnte. Mit jener Annahme stimmt es aber vollkommen überein, dass auch das Siriusgestiro nur kurze Zeit neben der Sonne am Himmel steht. Q Wie bei Diodor. Y, 23 und Lucian. de Electr. s. Cygn. 2 ausdrücklich angegeben wird, wahrend es in den Schol. z. Odyss. XVII, 208 heisst: i^ iXiyov. 2) Vgl. Dionys. XXXVIII, 222 fli. 3) Etymol. magn. p. 427, 14 ff.; Diodor. Sie. V, 23, 4. 43 Vgl. die Deutung bei dem Fulgentius (Mythol. I, 15] und dem dritten Vaticanischen My- thographen (p. 208 ed. Bode.], bei dem es, zum Theil vollständiger als bei jenem, vom Phaethon heisst: Hujus sorores gemmeis gutlis lucentibus, at Ovidins in secundo Hetamorphoseon refert, fraterna deplorant incendia, sucinaque dirnptis jaciunt inauratn corticibus. Quae et Heliades, id est Solis filiae, nancupantur. Herbarum igitur et flo- >. ^-r;"^ — 9 — s. V Ganz in Uebereinstimroung hiemit steht es, dass man denselben in der gewöhn- lichen Version der Sage sich zur Zeit der Mittagshitze statthabend dachte *). Indessen lassen sich auch hier Abweichungen nachweisen. Die Heliaden, heisst cs^), beklagten den Phaethon in der Nacht, und noch in späteren Zeiten hörte man ihren hellen Kla- gegesang zur Nachtzeit ^j. Warum Hess man die Heliaden bei Nacht klagen? Doch wohl deshalb, weil man sich den Sturz des Phaethon am Abend vorgegangen dachte, indem man ihn nämlich auf den Untergang der Sonne bezog, oder, wenn anders, so doch auf etwas Aehnliches, worüber wir uns hier nicht genauer aussprechen können. — Für das Bestehen dieser Auffassungsweise sprechen auch noch andere Umstände. Wir- machen darauf aufmerksam, dass der Eridanos auch als ein Fluss der Unterwelt betrachtet wurde ^); dass die Schwarzpappeln schon bei Homer zu den Eigentbümlich- keiten des westlichen jenseitigen Hades gehören^); dass der See, in welchen Phaethon fiel und an dem die Pappeln stehen, von denen das Elektron träufelt, bei demTzetzes^ Xifivij "Aogpog heisst; ganz besonders aber darauf, dass die stärkern Strahlen der westlichen, der Erde nähern und daher dieselbe kräftiger treffenden Sonne als die Ur- sache der Entstehung des Bernsteins galten, entweder mittelbar, indem man meinte, das Elektron würde durch sie aus den Bäumen der fruchtbaren Haine und Wälder her- vorgelockt ^), oder unmittelbar, indem man dachte, sie selbst Hessen einen fetten Schweiss zurück, der dann zu Elektron werde ^). Wie früh und allgemein nun auch der Eridanos als Fluss des Westens angesehen wurde, so finden wir dennoch mehrfache rum procul dubio arbores sorores sunt, quae una eademqae fervoris humorisque jag'abili- tate gignuntur. Arbores autem illae, quae sucinum sudant, dum maturas frages sol tor- rens Janio Julioque mensibus incendiosior Cancrum alque Leonem attingit, tnnc aestu va- lido fissis corticibus sucum suum liquoris in Eridano flumtne aquis in eleclrum durandum emittnnt. Dass in den Hundstagen das Elektron ans Bäumen nahe am Ufer des Adriati- schen Meeres schwitzen solle, errahren wir auch aus Plinius (H. N. XXXVil, 11.). 1) Philostrat. Imagg. I, 1 1 ; vgl. auch Nonn. XXXVIII, 345 fl 2) Bei Dionys. Perieg. 290 fl. und Eudoc. Violar. p. 206. 3) Vgl. Apollon. Rhod. IV, 624 fl. — Ganz etwas Anderes ist es, wenn Ovid. Met. II, 342 ff. von den Heliaden sagt: Phaelhonta nocte dieque vocant, und mit ihm überein- stimmend, weil aus derselben Quelle schöpfend, der Schol. t. Od. XVII, 208: id^Qi^t'ovr TjfiiQag uStakitTnutq xdi vvxiag. 4) Vgl. Voss „Alte Wellkunde'' (Jenaer Literaturzeit. 1804), S. XXXIV, and die Vatican. My- thogr. an mehren Stellen, besonders Mythogr. III, 6, 21, p. 186 ed. ßode. 5) Völcker pUeber Homer. Geogr.", S. 154. 6) Zu Lycophr. v. 704. 7} Ticit. German. c. 45. 8) Nicias ap. Plin. H. N. XXXVII, 11. ■f-. t — 10 — Andeutungen, die auf Phaethon's Untergang in den Gegenden, vo die Sonne aufgeht, oder im Osten führen. Nach Euripides' Phaethon fiel er aller Wahrscheinlichiieit nach im Äthiopenland, im Südosten der Erde nieder. Chares von Mytilene, der bekannte Begleiter und Geschichtsschreiber Alexander des Grossen , versetzte seinen Sturz nach Aethiopia Hammonis \ Auch andere Schriftsteller berichten , dass der Brand unter Phaethon vorzüglich den Osten verheert oder sich ganz auf Aethiopien beschrankt habe *). Dürfen wir aus einer nur von einem späten Scholiasten beigebrachten Notiz '] schlie- ssen, dass man sich den Phaethon auch in den Paktolos gestürzt dachte, was um so wahrscheinlicher ist, als dieser FIuss auch durch seine Schwäne berühmt war*), so gewinnen wir dadurch ein neues Local des Sturzes im Osten. Nach Cicero *) wurde Phaethon sogar noch vor dem Beginne der Fahrt vom Blitz getroffen. Die zu wenig beachteten Worte Cicero's sind sehr merkwürdig. Es scheint ganz so, als habe man sich nach ihm den Phaethon als einen Knaben oder ganz jungen Burschen zu denken, der noch nicht einmal allein den Sonnenwagen besteigen konnte \ und als habe Zeus in Entrüstung darüber, dass ein solches Kind jenen Wagen lenken wolle, und in Vor- aussicht , dass dadurch unzweifelhaft Unglück entstehen müsse , den Verwegenen , ehe er sein Unterfangen begann, niedergeblitzt. Nach dieser Version der Sage litt also das Weltall durch den Phaethon gar keinen Schaden. Ueberall sind wir weit davon entfernt, die Auffassungsweise, nach welcher „Phaethon erst stürzt, nachdem er die Welt in Brand gesteckt hat,(^ als „der älteren Fabel" angehörig zu betrachten^]. Allerdings 13 Nach Ph'nius N. H. XXXVII, 211, 33: Cbares vero (dixit) Phaethontem in Aethiopia Hammonis obiisse, ibi et delubrum ejus t%%b atque oraculum electrumque gigni. Vgl. Geier Alexandr. M. Hist. Script, p. 296. 23 Vgl. z. B. Fseudo-Arislot. de Mundo 4 und Euseb. in J. A. Cramer's Anecd. Gr. Vol. II, 1839, p. 137, 27 ff. Aucb in Hygin. Fab. 154, wo der Sturz in den Padus ange- nommen ist, wird als Folge der Fahrt des Phaethon nur die Schwärzung der Inder an- gegeben. 3) Nach dem Schol. Greg. Naz. p. 56 Gaisf. sollen die Schwestern Phaethons ianqyuv i^xiqov Iv TW IluxjvnXb) noiufAU) (ygU Soph. Ant. 1049). 4) Vgl. Callimach. Hymn. in Apoll. 27. 5) De Offic. III, 25: Sol Phaethouti filio facturum se esse dijnl, quidquid optasset. Op- tovit, ut in ctirrum patris tollerelur. Sublatus est. Atque insanus qua cotutitit, oder is ea, qua constitit, oder insanus antequam constitit, oder is antequam constitit Qd. i. antequam se colligeret et sie componeret, ut stare posset}, ictu fulminis deßagravit.. 6) Vgl. Cic. de Nat. Deor. III, 31: Sol, in currum cum Phaethontem filium sustulit. In Lu- cian. D. Dial. 25 , wo Phaethon als fiugclxiov und TtaTc bezeichnet wird , kömmt Helios ebenfalls als avußißußufnvog ini to uQfiu vor. Bei Ovidius Met. II, 105 fl. aber ge- nitor ad altos deducit juvenem currus, steigt dieser aber selbst auf (Vs 150). 7) Mit Weicker „Gr. Trag.« II, S. 599, A. 11. • ■ •/•. ■ 1 • — 11 — > war sie „4as Einfachste und Natürlichste," nachdem man die Phaethonssage auf die Verheerung der Welt durch Feuer bezogen hatte. Dass das aber keinesweges die ur- sprüngliche Bedeutung dieser Sage war, unterliegt keinem Zweifel. Die eben betrach- teten zum Theil diametral entgegenstehenden Sagenversionen weisen mehr oder weni- ger daraufhin, dass man den Untergang des Phaethon auch in die Zeit der Morgen- frühe versetzte, und es ist wohl zu beherzigen, dass sie trotz der späteren allgemei- neren Verbreitung jener AufTassungsweise doch stets im Andenken geblieben sind. Nach den Versionen der Sage, in welchen Phaethon's Sturz im Osten statthat, konnte Jener nicht in den Eridanos fallen, seit dieser übereinstimmend als Fluss im Westen betrachtet wurde. Bei Euripides fiel Phaethon in der gleichnamigen Tragödie vielleicht in einer Felsschlucht nieder \ Auch bei den Hammoniern kann er auf den Erdboden gestürzt sein sollen ; doch wäre es auch recht wohl möglich, dass bei diesen sich die Sage an jenen bekannten Sonnenteich ^) anschloss. Ein schriftliches Zeugniss aus weit späterer Zeit, dessen Inhalt auf keine der uns genauer bekannten älteren Quellen zurückgeführt werden kann, lässt ihn ausdrücklich auf die Erde fallen'). Ob inzwi- schen diese Schriftstelle einer Sagenform angehört, in welcher der Eridanos gar nicht vorkam, ist wenigstens nicht ganz sicher, auch wenn man es mit dem Ausdruck „Erde" ganz genau nehmen will, da ja nach Lukianos Phaethon nicht in den Eridanos, son- dern an demselben, also doch auf den Erdboden, niedergestürzt sein soll ^). Dieselbe Stelle lehrt zugleich, dass man sich den Phaethon auch durch diesen Fall auf den Erdboden zu Tode gekommen dachte, ohne ein vorhergehendes Erschla- genwerden durch den Blitz anzunehmen. Von dem letzteren weiss ebenfalls Tzetzes nichts, der angiebt, dass Phaethon, da er der Rosse nicht Herr und des Wagenlenkens unkundig gewesen, aus dem Wagen gestürzt und in den Wassern des Eridanos ge- storben sei \ Und irren wir uns nicht, so bestand noch eine Abweichung in BetrelF der Todesart des Phaethon. Bei Philoslratos nämlich scheint, obgleich von einem Bren- 1) Vgl. Fr. 783 Nauck. , über desseo Stelle in der Tragödie nach unserer Meinung Wel- cker's Vermutliung a. a. 0. die wahrscheinlichste ist. 2) Vgl. Herodot. IV, 18 t mit den Erlil. und die Cit. u. Bemerk. Chr. Jac. Schmitthenner's De Jove Hammone, Synt. I, Weilburgi HDCCCXL, p. 30 fl. 3) Etym. magn. p. 427, 9 fli.: ufj^Xijaavja Se avrvv xai iwv fjvuüv ix X^^Q^i xtconuirj ixjKCilv Ix Tov dt^qov xai TnCovxa inl tijv yriv reXtviriaat. 4) Vgl. D. Dial. 253, de El. s. Cygn. 2, und de Astrol. 19 (die Worte: mdöviu di fnv ai ädeMpai neQtßiäcat nivd^oq f*iya iiroteov). S. etwa auch Germ. Caes. Arat. 3t»'2. 5) Chil. IV, 137, 369 fl. Möglicherweise gehört bieher auch der Bericht bei der Eudokia, Yiolar. p. 206: loy di 0ui3-orra ixTnaovra tov naigtaov ijXtaxov uQfiuxog fivd-evovint xal TM 'Hqtdavoi noTU/A^) iftTttGovia. 2* - 12 - • nen und Qualmen des Körpers des Phaethon die Rede ist, dieses doch nicht von dem Blitzstrahle des Zeus, sondern von dem Sonnenfeuer herzurühren >). Das ganze tragische Drama endlich erhält hie und da ein tröstliches Ende da- durch, dass die Personen, welche in ihm eine leidende Rolle spielen, unter die Gestirne versetzt werden'). 1) Vgl. Philostr. Imagg. I, 11. Dieser bemerkt zuvörderst: XQvffä ruiv ^HXtddüiv tu Sd- nqvu * Ouid-ovu X^yog aviä ^e7v ' tovxoy yäg nuTda ^HJJov yevofuvov innoXfitjOat 10 iruiQ(jiw dltpgm xmä iguna rjvtoxi^Cetiig, xal firj xuiaffj(6viu i^v Vivtav CyaXl^at xat Iv im ^HqiSuvm ntaiiv. Nachher heisst es io der Beschreibung des Gemildes, der jene Worte als Einleitung dienen: ^AjfuyoQevH de fj Iri, xotX rag X^^Q^^ al^t avtJj (faydoUov Tov jrvQog tig avTr,v iovrog. "Exiftitm di xb fuiQuxtoVj xai xaiafpignut. Trjv n yu(( xofujv iiAJ(ijfQtjg TToXkoig. ti 6i Jiq ^dw^dii u &edaaG&aC noxi Ga^Ctq avidivj elg ux(fay tvifvd-fAtuv ^xetv ilinoXoytijo * xai yuQ ovv xai ol nodeg ol k' ^tüv (T litmav fivQCotg fi(v vgp' rifiuiv — lÄ — andere Gründe, allgemeinerer und specieller Art, welche wohl zu einem solchen Schlüsse 'berechtigen. Aus derselben Zeit ungeflhr stammt die genauere Beschreibung eines Tafelgemfildes *). Sie ist zugleich diejenige , in welcher der Gebrauch der Sarkophage mehr aufkömmt, unter deren figrurenreichem Bilderwerk die Darstellungen des Phaethon nicht die letzte Stelle einnehmen. Endlich bezieht sich ein Römischer Dichter gegen Ende des vierten Jahrhunderts geradezu auf zwei verschiedene Bildwerke des in Rede stehenden Kreises^), und wer die einschlägige Stelle des noch etwas später lebenden Dichters Nonnos genauer mit den Bildwerken vergleicht, wird unschwer gewahren, dass von diesen Manches in jene übergegangen ist. Nichtsdestoweniger vermeinen wir kei- nesweges, dass die Einführung des Phaethon auf das Gebiet der bildenden Kunst erst in der Zeit der Römischen Kaiser stattgehabt habe. Ohne etwa auf die Augentällig- keit des Umstandes, dass die auf uns gekommeneu Darstellungen nur Copieen sind, denen hie und da selbst das richtige Yerständniss fehlt, zu viel geben zu wollen, hal- ten wir aus Gründen allgemeinerer Art dafür, dass jene Einführung wenigstens schon bald nach Alexander dem Grossen zu datiren sei. Da in dem Vorstehenden die Schriftstellen , welche sich auf Kunstdarstellungen aus dem Kreise des Phaethon beziehen, schon angegeben sind, handelt es sich zunächst nur noch um ein Verzeichniss der uns erhaltenen Bildwerke nebst Angabe der Abbil- dungen, sofern dieselben anderswo oder in der vorliegenden Schrift herausgegeben sind. Hier haben wir an erster Stelle die Sarkophagreliefs zu nennen. Vier dersel- ben sind schon vorlängst durch den Grabstichel bekannt gemacht, zwei von diesen auf unserer Tafel nach den besten Stichen wiederholt; von dem an letzter Stelle zu nen- nenden geben wir eine Abbildung nach einer neu angefertigten Zeichnung. Das eine dieser Basreliefs befindet sich in der Villa Borghese zu Rom ^) ; das andere ist aus ^Qi&fiovnOj &avfut. avxovgj was Ja- — 22 — noch nicht ganz Bäume sind, so sagt man, dass die Töchter des Sonnengottes um des Bruders willen verwandelt, und zu Bäumen geworden seyn, und Thrftnen vergiessen. Auch das Gemälde hat davon Kunde. Denn indem es die Fttsse der Mädchen ^) War^ zeln treiben lässt, sind sie bis zum Nabel hinauf schon Baumstämme; die Hände kön- nen sich des Zweigens nicht erwehren. Was für ein Haarlaub — alles pappelartig. Was für Thränen, wie golden — und das Ueberfluthen in den Augenwinkeln überstrahlt die lichten Augensterne und zieht gleichsam einen Lichtstrahl : was davon auf die Wan- gen triflPt, wirft ein Geflimmer auf das dortige Roth. Was auf die Brust hinabtropft, ist schon Gold. Es klagt auch der Fluss, und hebt sich aus der Fluth hervor: dem Phae- thon hält er den Bausch unter, als einer, der ihn gleich aufnehmen wird *). Die Son- nentöchter wird er bald in seine Obhut nehmen. Denn mit den Lüften und Kühlhau- chen, die er aufsteigen lässt, wird er ihre Thränen versteinern und die abgefallenen auffangen, und die Abfälle der Pappeln durch sein klares Gewässer den Barbaren am Ocean zuführen" '). Ueber die Composition des in den obigen Worten berücksichtigten Gemäldes ist unseres Wissens in neuerer Zeit nur von Wenigen gehandelt, und diese Wenigen ge- hen in ihrem Urtheile weit auseinander^]. cobs billigte (p. 275), mit der richtigen Bemerkung: Zephyras cycnos tanquam instru- menta musica impellit, tpdXketj xgovstj vgl. auch p. 260, za p, 17, 10. Allein oga passt nicht, da ja, wie aus dem Vorhergehendeu erhellt, die Schwäne noch nicht im Singen begriffen gedacht werden und auch die Beihülfe des Zephyros erst als zukünftig bezeichnet wird. Vielmehr ist zu schreiben: avQa. 1) Die Handschriften geben: ^PC^ag yug ßaXXofiivrj raZ; xoQvuig von Philostratos nicht geschrieben sein kann, ist sicher. Kayser htft Fr. Jacobs' Conjectur Tragv^ulg aofgenommen , obgleich diese von ihrem Urheber selbst wieder aufgegeben war, der sie durch eine andere, nioig affwgoig, pedibus," er- setzte, welche ihm aber, mit Recht, auch nicht genügte. Gewiss steckt in dem verderb- ten xoQv^uig die Bezeichnung der Heliaden durch das Wort xögat, auf vtelches sich dann das nachfolgende aviat passend bezieht, und eine Erwähnung der Füsse jener. Also schrieb Philostratos etwa joTg tdJv xogCav noGt oder xuig xwv xoqüv tiCCmc, und danach haben wir oben übersetzt. 2) Der Satz lautet vollständig so: Kui rip /ucv 0uid-ovu xoXjtov vnij^n' t6 yäg ßx^iitt oder XQ'^f*^ ds^afifvov. Die letztere Abtheilung ist sinnlos, mag man nun Gxfina oder gar /^iSjua lesen, welche Wörter beide auf handschriftlicher Ueberlieferung beruhen. Vermutblich war geschrieben: — vnixi^j tq nagaxQrjfia oder tonuqaxQ^fia de^u- (itvog. Ueber den Artikel bei den Temporaladverbien: Lobeck z. Phrynich. p. 50. Auch die erhaltenen Bildwerke zeigen den Phaethon meist dicht über dem Eridanos. 3D Oder: nim.« Im Texte steht: iv ^SixeavtÖ. 43 Während Toelken (»Ueber das versch. Verhältniss der ant. a. mod. Haierei zur Poesie,« - 23 - ' Wir werden, ehe wir auf das Ganze eingehen, manches Einzelne genauer zu ermitteln haben. Da es durch die Worte des Beschreibers sicher steht, dass Eridanos nicht in halbliegender Stellung erschien, wie gewöhnlich, kann man schon deshalb zweifein, ob die Erdgöttin ihm gegenüber gelagert gewesen sei. Ueberall ist es kei- nesweges sehr wahrscheinlich, dass die so aufgeregte G$a eine so bequeme Stellung gehabt habe. Wer sie nicht in voller Gestalt dastehend denken mag, kann mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie halb aus dem Erdboden hervorragte, in wiefern Gia durch Bäume und Saaten bezeichnet war, muss dahingestellt bleiben. Auf den späteren Reliefs hält sie regelmässig Aehren oder Aehren und Mohnköpfe in der einen Hand und ein Füllhorn mit Baumfrüchtern und Blättern im andern Arm. Das geht hier schon darum nicht, weil Gäa ja die Hände in die Höhe hebt, gewiss mit der Ge- berde einer Abwehrenden*). Man.müsste denn annelimen wollen, dass jene Attribute, als von der Gäa augenblicklich bei Seite gelegt, am Boden neben ihr zu sehen gewe- sen wären. Dagegen kann sie dieselben recht wohl in einem Kranze um ihr Haupt getragen haben. — Die Nacht anlangend, so kann man an den, welcher sich diese in Person dargestellt denkt, mit Fug und Recht die Frage stellen, warum er dasselbe nicht auch in Bezug auf den Tag annehme. Das um so mehr, als das Dunkel der Nacht ohne Zweifel ausgedrückt war^). Und selbst wenn dieses nicht der Fall wäre, S. 20) der Ansicht ist, dass mit den Gemälde bei Philostratos das Borghesische Relief A (s. oben , S. 15, Anm. 3) ia allen wesentlichen Dingen übereinstimme ^ urtheilt Wel- eker (z. Philostr. , p. 270) gerade umgekehrt.' Weicker's Ansiebt über die Gesammt- composition ist (p. 272) folgende: Habes in medio raentem quadrigam, qua tabula a summe propemodum ad imnm occupatur; tum in inferiori eins parte binc Eridanum ex undis emergentem, cum HeUadibus , cycnis et Zephyro , i. e. puerulo alato, illinc Terram, non sine arbustorum, puto, segetumque significatione ; in superiore autem parte binc tres Boras, illinc Noctem; omnia locis suis ut quae naxime accommodata. Eridanos exad- versnm Terrae collocatus erat ut saepissime in artis antiquae operibus vel Oceanus vel Fluvius aliquis decumbens, ad orbis terrarum universitatem aut partem aliquam designandam. Ausser Welcker hat nur noch Uciiert (»Ztschr. f. Alterthnmswissensch.,'' 183d, S. 452) über die Anordnung des Gemfildes gesprochen, aber in ganz ungenügender Weise. 1) Diese Geberde kannte immerhin durch den Ausdruck änayoQtvet fj Irj mitangedeutet sein. 2) Welcker a. a. 0.: Nox enim ab altera tabulae parte ex latibulo prorumpit [nvlut xoU Ui&Xia NvxTog, Apoll. Rh. IV, 630); ab altera, i. e. orientali, Horae, coeli portas lin- quentes, occursant, (ig ttjv unavt&aav avmJg ^Axkuv, id vero est Noctem , extensis for- tasse bracbüs obviam venientem; illa, ut ipso meridie lucem pellat, quae quidem non ex« pressa erat, hae quasi ut tenebris sese abscondant. Ich zweifle kaum , dass der hoch- verehrte Gelehrte die Meinung, es sei ^A^lvg zu schreiben und diese ^A^lvq die iVv^^ willig aufgegeben werde. Auch auf dem l, 2 beschriebenen Bilde yiyQUTnai, ^ vv^ ovx ujro lov Cuif*aTogj uXX^ änh rov xaiqov. — 24 — wtirde doch die Nacht zur Genüge angedeutet sein. — Zu den schwierigsten «nd am wenigsten verstandenen Partien der Beschreibung gehört das über die Hören Gesagte. Warum verlassen die Hören ihren Platz und begeben sich in die Finsterniss? Etwa um sich vor dem Plalzfeuer zu schützen? Nun man würde das bei menschlichen und noch dazu weiblichen Personen ganz begreiflich finden, Hber Wesen der Art wie die Hören können ihre Stelle nur dann aufgeben, wenn das Weltall so verändert wird, dass jene ihnen nicht mehr gebührt. Und warum werden denn gerade die Hören erwfthnt, da doch noch so manche anderen Wesen Grund hatten vor dem Feuer Schutz zu su- chen? Alle Bedenken verschwinden, wenn man nur nicht die bekannten drei oder vier Hören, die Witterungs- oder Jahres- oder Jahreszeitengöttinnen versteht, sondern sich der Hören erinnert, welche die Stunden, hier zunächst die des Tages, repr&sentiren. Diese Hören verlassen den Posten, weichen sie während des Tages inne haben, und fliehen in das Dunkel, weil durch dieses der Tag zur Nacht geworden ist und sie nun dieser als Repräsentantinnen ihrer Stunden angehören. Dass man sich aber gerade diese Hören den Sonnengott wöhrend seiner Fahrt am Himmel begleitend dachte, leh- ren Schriftstellen zur Genüge ^). Auch damals, als Phaethon dessen Stelle vertrat, sol- len sie das gethan haben ^j. Unter den Thoren ferner, welche sie verlassen, sind 1) Vgl. Val. Place. Arg. IV, 92: Sol cingentibus Horis; Nonn. Dion. XXXVUI, 414 fl.: aqxf^^U ^«^« vvGCti äfig>titoXot 0a4&ovtog (des Sonnengottes} htixQe^^ov evnoSeg ^Sigat, and XII, 15 fl.: dv/arigig i( Xgcvotc, itigt^ qtkjoytQoio &o(6»ov Imdfjttvai tmtpavrjdov äutgiog rjviox^ogj liGGagag ^dnu^ovto dvtodixa xvxXddeg ^iiqon, dfiwtdtg ^HeXCoto aw- i^Xvdtg aX&ont St^qw, fivOWfoXot kvxdßavtog äfiotßdSeg. Diese Stelle bedarf der ge- naueren Besprechung. Wir haben die handschriftliche Lesart gegeben und dieselbe, wie wir glauben, etwas richtiger interpungirt. Gräfe hilt sie fQr sinnstörend und schreibt: ^yuTigag — lituxfiivttg — ^VM^fiog, jiüßaQugj r,an. — 'HtUoiOj (fvm^X. u. s. w. Al- lein das eben giebt einen grundfalschen Gedanken. Die vier Hören begleiten den Son- nengott keinesweges auf seiner Fahrt; vgl. XI, 483 fll. o. XXXVIII, 236 fll. Dazu kömmt, dass dieselben XI, 485 als dv/arigeg yivxdßavxog bezeichnet werden. Hieran nimmt freilich auch R. Köhler „Ueber d. Dion. des Nonn.,« S. 26, keinen Antoss; allein mit grossem Unrechte. Das Komma hinter ^HeUoto haben wir getilgt, weil auch die vier Hören Dienerinnen des Helios sind (vgl. z. B. XII, 54), aber freilich nicht solche, die seinen Wagen begleiten. Zu xiffffagag ist aus dem folgenden *Sigat m erginzen : 'ügagj und *Hikioi>o wohl eher mit den folgenden Worten als mit ^ftutSeg zu verbinden, indem, wenn man dieses Wort fasst: »als Dienerinnen," .durch die Worte SfitatSeg — SCfpgtp die Worte 7i(gii^ — V^ioxfjog genauer erläutert werden. Wenn Köhler a. a. 0. die zwölf Hören als »Monats-Horen« fasst, so irrt er nach unserer Ueberzeugung. 2) Bei Nonnos sagt Helios XXXVIII, 289 fl. zu Phaethon: dftotßaCtj Se TrogeCr] ffov Sgofiov l&vrovai dvttiöexa xvxXddeg^Sigat. Was bedeutet hier dfioißatrj TrogeCtjt Gewiss doch, dass die Hören mit der Leitung abwechselten, so dass immer nur eine, nfimlich die, — 25 — schwerlich die Thore des Olympos oder Himmels zu verstehen, an welchen die andere Art der Hören, wie sattsam bekannt ist and auch Nonnos anderswo annimmt *), Wache hält, auch wohl nicht die Thore des Tages, aus denen man sich den Phaethon henror- gefahren denken müsste^), sondern der Zodiakos, welcher sich ja auch für die Anschauung ganz wie ein Thor ausnimmt. Die Sache wird schon klar, wenn man die Parallelstelle bei Nonnos aufmerksam betrachtet '). Und irren wir uns nicht, so ist auf einem Römi- schen Relief, auf welchem man ein Thor mit einigen Zodiacalzeichen erkannt hat, riel- mehr der Zodiakos selbst, als Thor aufgefasst, zu gewahren *). — So viel von den Hören. welche den betreffenden Zeitibscbnitt repräsentirte, dem Helios dienend zor Seite war, während die äbrigen unbeschäftigt in weiterem Abstände den Wagen des Gottes umgaben. Von diesen zwölf Hören unterscheidet Nonnos auch bei der Behandlung der Phaelhons- fabrt die vier Hören, die bei dieser nichts zu schaffen haben (Vs 236 fli.) 1) Dion. XIII, 23 fl. Vgl. sonst Homer. II. V, 749, VIH, 393 nebst Völcker „Homer. Geogr.«, S. 15 fl. , Philostrat. Imagg. II, 34 und Porphyr, bei Euseb. Praep. evang. I, 11, p. 114. 2) Vgl. z.B. Ovid. Met. II. 112 fl. An die Hören als nWicbterinnen des östlichen Thors" denkt Uckert a. a. 0. 3) Vgl. Dion. XXXVIII, 3 1 8 fl. Hier heisst es zunächst in Bezug auf Phaethon : ^O^qu fuv ofifAU iliatvev ig ai&iga xai x^fftv äOTQUiv u. s. w. , m^a St Sivrj&ivrtg vno ^vyör aXd-omg limot ^wdtoutov notqdfietßov idi^fiovog artvya xuxXov. Dann wird gesagt, wie Ph. selbst die Rosse dazu getrieben habe, die gewohnte Bahn wider Willen zu verlassen. Darauf heisst es: ovquvCm 6i naqundiuvtu TtvXttZvt, ulXoqmvsg vo&ov ijfiaQ i&dftßeov evnoSeg *SiQat, Dieser ovgdv^og TrvXctuv ist offenbar nichts Anderes als der Zodiakos, an dem sich die Hören vorher neben dem Phaethon befanden, und wo sie blieben, aQxaCri mtgä vvffffi] (Va 514), als der rasende Phaethon die Rosse forttrieb. 4) Wir meinen das Endymionsrelief in E. Braun's Ant. Marmorwerken I, 8, wo Helios dicht über das Thor dahinfahrt. Der Herausgeber glaubt S. 1 1 , der Bogen hier entspreche dem Bogenthor auf dem Capitolinischen Sarkophag im Zimmer der Vase, welchen Visconti so schön und sinnig erläutert habe als das Himmelsthor,' durch welches die Verstorbenen . heimkehren zu den Wohnungen der Ewigen. Vgl. Platner »Beschr. d. Stadt Rom« III, 1, S. 188. Ueber die betreffenden beiden Himmelstfaore hat zuletzt ansfährlicher gespro- chen F. Lajard in Nouv. Ann. de l'Inst. arch. T. II, p. 16 flI. Die Ansicht Brann's ist aber ohne Zweifel irrig, schon deshalb, weil an dem Bogen von dem Steinbock cdyöxtQotg, (^capricornns), den man sogar allein dargestellt erwarten könnte, nicht einmal eine Spur zu finden ist. Nach O.Jahn »Ber. d.K. Sachs. Ges. d. Wissensch.,« phil.-hist. Cl., 1849, S. 61 kömmt Helios auf den von ihm Taf. IV, n. 1 abbildlich mitgetheilten Relief unter einem Bogen hervor, der auf einer früheren Abbildung bei Spence Polymetis, pl. 34, mit den Zeichen des Thierkreises versehen ist. Auch hier hat man vermathlich den Zo- diakos als himmlischen Thorweg anzuerkennen. Das Hervorkommen unter dem Bogen 4 — 26 — War aber durch deren Fliehen schon der Ueb ergang des Tages in die Nacht ange- deutet und durch die Richtung, welche sie einschlugen, die Stelle des Dunkels bezeich- net, so war für Beides ausserdem noch durch die Darstellung der Sterne gesorgt. Phi- lostratos' Worte, die Sonnenscheibe ziehe in ihrem Sinken zur Erde die Sterne nach sich, haben grosse Verwirrung angerichtet. Um zuerst von der Sonne zu sprechen, so war dieselbe allerdings durch Phaethon und das Gespann repräsentirt , aber sicher- lich auch durch einen Strahlenkreis um den Wagen herum bezeichnet *}. Fassen wir steht keinesweges sicher. Helios mit dem Zodiakos zur Seite ist auf dem interessanleo geschn. Steine bei Wicar Tabl., Stat. u. s. w. T. II, pl. 40 dargestellt. 1) Heyne bemerkte: Nee vero apparet, quomodo artifejc Solls orbem, riXCov xvxXovj appo- oere potuerit; cum ille Phaetbonlem Solis curru invectum et ex eo solis lucem spargen- tem exhibere debuerit. Dennoch hat Lindau, selbst noch nach Welcker, jenes wirklich angenommen. Er schreibt (»Griech. Pros." a. a. 0., S. 778, Anm. *): »Der Maler dachte sich die Sonne nur auf der der Erde zugewandten Seite, wie wir den Mond, erleuchtet und feurig: wenn also diese Scheibe zur Erde sinkt^ rouss sie hinter sich im Himmels- räume Nacht zurücklassen. Wollen aber die Sterne, die von der Sonne ihr Licht em- pfangen, nicht auch verdunkelt werden, so müssen sie mit zur Erde". Diese Ansicht bedarf keiner genaueren Widerlegung. Ob inzwischen Welcker das Richtige traf, wenn er meinte, dass die Sonnenscheibe durch einen Kreis um Phaethon's Haupt bezeichnet ge- wesen sei, bezweifeln wir. Freilich empfangt Phaethon kurz vor seiner Abfahrt sowohl bei Ovidius (Met. H, 124) als auch bei Nonnos (Dien. XXXYÜI, 293) das Slrahlendia- dem ; ' allein keine der uns erhaltenen bildlichen Darstellungen zeigt den todt nieder- stürzenden mit den Strahlen um das Haupt. Sie werden als erloschen oder ihm entglit- ten betrachtet, oder, wer will, kann sich das so denken ; etwa annehmen, dass sie in den Eridanos gefallen seien, denn am Boden sind sie auch nie dargestellt. Auch bei den eben genannten Schriftstellern, so wie bei Lukianos ist wohl davon die Rede, dass He- lios oder Zeus für ihn die Theile des Wagens und die Rosse wieder zusammenbringe, dagegen mit keinem Worte von dem Strablendiadem. Nun glaubt Welcker, dass, wenn nicht Phaethon, so doch die Sonnenrosse einen Strahlenkreis um die Köpfe gehabt hät- ten. Das würde allerdings für die ganz unversehrten quadrupedes animosos ignibus illis, Quos in pectore habent, quos ore et naribus efBant (Ovid. Met. II, 84 fl., vgl. 119, 255; Pind. Olymp. VII, 71 ; Nonn. Dion. XXXVHI , 298, 310, 419 u. s. w.) wohl passen. Ist doch selbst der Eule der Athens, ohne Zweifel wegen der bekannten Eigenschaft ih- rer Augen, ein Strahlennimbus um den Kopf gegeben, und das auf einem Vasenbilde der älteren Kunst (Welcker „A. Deukm." Th. III, Taf. 6). Allein es wird einzugestehen sein, dass so dargestellte Sonnenrosse auf den erbalteneo Bildwerken nicht vorkommen. Ein von Cavedoni bieher gezogenes Beispiel beseitigt Panofka »Zur Erklär, d. Plinius,'^ Berlin 1853, S. 15, Anm. 2. Auf den Werken der späteren Kunst, die auf der gemein- gültigen Mythologie fussen, wird unter den Tbieren der Strablennimbus hauptsächlich nur dem Siriushund gegeben, der auf der Himmelskugel des Farneseschen Atlas selbst unter — 27 — jetzt auch das über die Sterne Gesagte in's Auge, so ist es, was die Darstellung an- belangt, schon der Gleichmässigkeit wegen das Wahrscheinlichste, dass dieselben nicht in ihrer natürlichen Erscheinung gebildet waren, aber auch nicht bloss in der bekann- ten Knabengestalt, sondern etwa als Knaben mit Sternen über den Köpfen oder den Strahlennimben umher. Bezüglich der Stelle aber, welche sie auf dem Gemälde ein- nahmen, steht zu bemerken, dass das von der Sonne ausgesagte Nachziehen der Sterne keinesweges auf Aufeinanderfolge nach Raum und Oertlichkeit, sondern allein nach der Zeit, hindeutet. Die Nacht hat ihren Sitz im Westen. Sie und ihre Begleiter fol- gen nicht dem Helios von Osten nach, sondern kommen diesem, wenn er untergeht, von Westen entgegen. Deshalb war das Nachtdunkel und in ihm die Sterne auf der Seite des Gemäldes dargestellt, welche der, von woher die Hören heranflogen, dersel- ben, von welcher auch Phaethon gekommen war, gerade entgegenstand ^). — Wenn wir also Bedenken tragen, ob die Nacht in Person dargestellt war, so geben wir natürlich zu, dass auch der Tag durch eine Figur der Hemera nicht bezeichnet war. Das brauchte um so weniger zu geschehen, wenn das Gemälde eine Andeutung der Mittagszeit enthielt. Dass dieses aber statthatte, scheint uns unzweifelhaft. Wie hätte sonst Philostratos angeben können, dass die dargestellte Handlung gerade in jene Zeit falle? Nun wis- sen wir, dass schon in dem Festzuge des Antiochos die Mesembria in einer eigenen den Sternbildern durch ihn ausgezeichnet wird (vgl. Hirt nBilderb." Taf. XV, A), wie sonst unter den Planeten Helios (vgl. Hirt's Taf. XVI, n. 12). Sonst erscheint hie und da auch der Löwe und die Schlange mit dem Strahlenkrante und regelmässig der Phö- nix. Mit diesen Thieren bat es aber eine andere Bewandniss als mit den Rossen. Al- lein gesetzt auch, die Sonneurosse auf dem Gemälde des Philostratos hätten einen Strah- lenkreis um die Köpfe gehabt, so konnte doch dieser Umstand den Bescbreiber unmög- lich mehr bestimmen, anstatt des Sonnenwagens die Sonnenscheibe zu nennen , als wenn jenes nicht der Fall gewesen wäre. Dieser Ausdruck ist aber vollkommen gerechtfertigt und erklärt, wenn man annimmt, dass der Wagen mit einem Strahlenkreis umgeben war. Dieser Wagen wird öfters als feurig bezeichnet (vgl. z. B. Nonn. Dion. XU, 15 n. 18; XVII, 271; XXXVIII, 192, 305; Lucian. D. Dial. 22: imßäg roaovrov TWQog'); ja man findet ihn auf einem geschnittenen Steine, ebenso wie den Helios selbst, rings herum mit Strablen umgeben, vgl. Lippert's Daktyl. I, 1, n. 234 u. S. 82, n. 194 der Deutschen Beschr. 1) Dem, was wir für das Richtige hallen, kam auch hier Weicker am nächsten, nur dass er meinte, die Sterne seien in ihrer natürlichen Erscheinung dargestellt gewesen (»stel- lae per colorem expressae erant"}. Zu den Worten des Philostratos : 6 dl fjXlov xvxXoq dg yriv ^iu)v IXxh rovg ußrigagj hatte Jacobs (p. 273) nur Trypbiodor. 209 zu ver- gleichen. Es nimmt Wunder, dass er sich nicht an Homer. II. VIII, 486 erinnerte, eine Stelle, über die Völcker »Hom. Geogr.,« S. 22, sehr richtig gesprochen hat, so wie an Eurip. Ion. ilAQi'Hhog, ifpihnüv XufinQov 'Eoiri^ov ^dog. 4* — 28 — Figur aufgeführt wurde '). Wie diese aussah , wird freilich nicht gesagt. Indessen verlieren wir dadurch für das in Rede stehende Gemftlde nicht gar viel, wenn unsere Muthmaassnng das Richtige trifft. Rei Hygin') wird ausser der Anatole und der Dysis auch die Mesembria unter den Hören genannt. Diese ist eben die Reprftsentantin der Mittagsstunde, wie jene die Stunden des Aufgangs und des Untergangs der Sonne re- prttsentiren. Der Maler konnte unmöglich alle zwölf Hören vor die Augen bringen. Er that deshalb am besten , wenn er eine als die Vertreterin der übrigen darstellte, nämlich diejenige, deren Stunde gerade da war : die Mesembria. Ebenso, wie er, ver- fuhr, wie weiter unten des Genaueren dargethan werden wird, der erfindende Künst- ler der Reliefdarstellung unter n. 4. — Ausserdem hat man nach unserer Ueberzeu- gung auch in der Nähe des Eridanos auf dem Rilde noch eine Figur oder ein paar vorauszusetzen, auf die auch der Text des Philostratos zur Genüge hindeutet. Dieser spricht gegen das Ende von kalten Lüften, welche der Eridanos aufsteigen lasse. Also sah er dieselben auf dem Bilde, natürlich in menschlicher Gestalt dargestellt. Wir werden eine solche Aura ebenfalls auf n. 4 wiederfinden. Endlich scheint noch eine Figur vorstellig gemacht gewesen zu sein, durch welche der Schauplatz des Ereignisses genauer angegeben war, so zwar, dass man sah, derselbe sei in der Gegend der Mün- dung des Eridanos in den Okeanos. Hierauf führen die letzten Worte des Philostratos, zumal wenn man annimmt, dieser spreche von Barbaren im Okeanos, die Bewohner der Inseln des äusseren Meeres verstehend, an denen der Bernstein gefunden wurde. Die betreff'ende Figur war aber entweder Okeanos selbst, an den man wohl zunächst denkt, oder Tethys, welche wir auf dem von Valerius Flaccus berücksichtigten Bildwerke aus demselben Grunde dargestellt gefunden haben : ein Umstand , der auch seinerseits dazu beilragen kann, die Annahme eines Repräsentanten des Oceans auf dem Gemälde des Philostratos glaublich zu machen. Fassen wir jetzt die Gesammtcomposition ins Auge, so werden wir zunächst un- ten im Vordergrunde den Fluss Eridanos ansetzen. Aus dem Flusse erhebt sich der Flussgott, nicht gerade in der Mitte, sondern mehr nach rechts (vom Beschauer) hin. Der Fluss läuft von rechts nach links. An der linken Seite des Gemäldes nimmt ihn der Ocean mit seinem Repräsentanten auf. Auf dem Wasser des Eridanos, zwischen der letzterwähnten Figur und der des Flussgottes, sind die Schwäne, von denen einige vielleicht schon sich in die Luft erheben wollen, lieber ihnen, wenigstens über denen, die zumeist nach links auf dem Wasser erscheinen, schwebt Zephyros. Sowohl Okea- nos oder Tethys als auch Zephyros und die Schwäne sind nach rechts hin gewandt, jene schon deshalb, weil der Ocean den Eridanos aufnimmt, diese schon aus dem 1) Vgl. Polyb. XXXI, 3. 2) Fab. 183. -- 29 — Gruode, weil sie nach dieser Richtung hin fliegen werden, alle auch darum, weil sie den Sturz des Phaethon theilnehmend betrachten müssen, was namentlich in Betreff des Zephyros und der Schwäne unzweifelhaft ist. .An dem Ufer des Flusses, in der- selben Gegend ungefähr, aber wohl rechts Ton Zephyros, etwa unterhalb der Rosse, befinden sich die Heliaden. Die vier Rosse kann man sich, da zumal ausdrücklich angegeben wird, dass sie sich des Joches entledigt haben, ziemlich weit nach links gesprungen denken. Der Wagen fällt rechts von ihnen nieder und von ihm herab Phaethon, dem Flussgott zu. Neben diesem schwebt die Aura (oder schweben die Au« rae) aus den Wellen in die Höhe. Ueber ihr (oder ihnen] erscheint die Hora Mesem- bria, von dem Zodiakos her, den man sich zumeist nach rechts oben in der Ecke dar- gestellt zu denken haben wird, dem Dunkel zufliegend, welches sich von links her über einen Theil des Gemäldes hinzieht. Oben links erblickt man in diesem Dunkel die Sternenknaben, etwa oberhalb des Zephyros. Diese Gruppe bildet einen Contrapost zu der Gruppe der Mesembria und Aura. Man vergleiche hiezu n. 4. Am schwierig» sten ist es, mit Sicherheit den Platz der Erdgöttin zu ermitteln. Wir wollen nur an- deuten, dass, wenn man sie nicht in den Raum zwischen Okeanos oder Tethys und dem Flussgott setzen will, auch die Stelle hinter dem letzten, auf dem Erdboden zu- meist nach rechts, für sie sehr passen würde. Jetzt können wir zur Betrachtung der uns genauer bekannten erhaltenen Monu- mente übergehen, die freilich zum Theil schon mehrfach, und zwar von namhaften Gelehrten, besprochen, aber weder im Zusammenhange behandelt, noch selbst im Einzelnen so erklärt sind, dass nicht so gut wie alle schwierigen Punkte einer ge- nügenderen Erläuterung bedürften ^]. Wir werden sie nach dem Gegenstande der Dar- stellung abhandeln. Hie und da finden wir dargestellt, wie Phaethon allein oder im Beisein der Kly- mene seinen Vater um den Sonnenwagen bittet (A, n. 1, 2, 6); natürlich nie ganz al- lein, sondern als Einleitungsscene , auf n. 6 inzwischen doch so, dass diese für die 1) Deo Reigeo der aasfabrlichereD Erklärungen eröffnete Winckelmann mit der Bespreehang des Reliefs A, welches spfiter Miilin kurz und zum Theil richtiger, aber auch nicht voll- ständig behandelt hat. Eine umständliche Erörterung über den Sagenstoff gab Zannoni zur gründlichen Erörterung des Reliefs n. 3, die hie und da auch auf das Relief A eingeht. Das Relief n. 1 ist von St. Victor und mit genauerem Eingehen auf das Einzelne, wenn auch ohne besonderes Glück, von Clarac Mus. de Scnipt. T. II, F. 1, p. 240 fl. bespro- chen. Den Reliefs n. 2 u. 4 ist unseres Wissens gar keine besondere Behandlung zu Theil geworden. Die anderen kurz gefassten Erklärungen der schon früher auf den Phaethon bezogenen und in Abbildungen hekanntgemachten Monumente bringen, tbeils mit Absicht, nichts, was besonders zu signalisiren wäre. Einiges davon wird unten ge- legentlich berücksichtigt werden. — 30 — • Darstellung die Hauptsache ist. Hieher scheint uns, wie schon angedeutet, auch die Reliefdarstellung zu gehören, welche wir unter n. 3 haben abbilden lassen,' obgleich sie bisher ganz anders gedeutet ist *]. Wer würde in dem bittenden Knaben vor dem Sonnengotte nicht den Phaethon erkennen wollen, wenn der Figur nicht Flttgel beige- legt wären; wer nicht das verschleierte Weib hinter dem Knaben ftir Phaethon's Mut- ter Klymene halten, die ihn zu ihrem Gatten, seinem Vater, hingebracht hat und ihre Bitten mit den seinigen vereinigen wird, wenn das Weib nicht durch eine Mondsichel über der Stirn als Selene bezeichnet wäre? Da nun die bisherigen Deutungen nicht die mindeste Wahrscheinlichkeit haben , wir auch nicht einzusehen vermögen , wie die Darstellung anders erklärt werden könne als in der erst angedeuteten Weise, so vnrd einmal zu untersuchen sein, ob die unerhörten Attribute nicht doch aus der Mytholo- gie erklärt werden können. Wir können hier freilich nur die Resultate unserer an- derswo darzulegenden Forschungen miltheilen. Wie wir oben ^} sahen , sollte Phae- thon nach Eratosthenes unter die Sterne versetzt und zwar einer der Planeten gewor- den sein. Was er nach dieser Sage in Folge seines Unglücks erst ward, war er ei- gentlich von Ursprung her. Wir wollen hier nicht darlegen, auf welchen Planeten er sich zunäclist bezog. Nur das muss noch hervorgehoben werden, dass seine Bezie- hung zu den Sternen bis in die spätem Zeiten des Alterthums hinab bekannt war. Bei den Repräsentanten der Sterne aber ist die Beflügelung etwas sehr häu6g Vor- kommendes. Finden wir dieselbe bei dem Phaethon nur dieses eine Mal, so ist das ein Umstand , den er mit dem Adonis gemein hat ') , mit dem er auch der Bedeutung nach auf das Genaueste zusammenzustellen ist, wie denn auch der Nebenname des Adonis, Aoos, mit dem Nebennamen des Phaethon, Eridanos, und mehrere Punkte in der Sage von diesen beiden Wesen überraschend zusammentreffen. Und wäre dieses Alles auch irrig, so würde doch zugegeben werden müssen, dass das Factum eines zur Ueberraschung der Gelehrten ein Mal als Flügelknabe vorkommenden Adonis die Zulässigkeit der Annahme erweise, dass Phaethon ein Mal in gleicher Gsstalt auf uns gekommen sein könne. — Was dann die Mondsichel auf dem Haupte der Mutter des Phaethon und Gemahlin des Helios anbelangt, so kann es sogar Wunder nehmen, dass unter den mannigfachen Genealogien jenes Sternrepräsentanten auch nicht eine ist, nach welcher er als Sohn des Helios und der Seiehe betrachtet wurde, zumal da diese beiden doch auch als Mann und Weib galten *). Als Mutter des Absyrtos-Phae- \') Vgl. Gerhard „Bescbr. d. Stadt Rom« II, 2, S. 47, n. 128, n. „Text z. d. Ant. Bildw.," S. 336 fl. und Mus. Chiaramonti, ladic. antiq., Roma 1843, p. 26, Z. o. 130. 2) S. 13, Anm., g. E. 3) Vgl. Gerhard „Etr. Spiegel«, Taf. CXVI, oder „üeber d. Gott Eros,« Taf. IV, n. 5. 4) Vgl. Eastath. z. Hom. II. XX, 70, p. 119, 39: xud^ 'Ofiriqov fihf xaaip^Ti}''y^6JiXutvoi ^ ^AQTtfiK;^ xuTtt uvag Je yvatxutUQOvq yvy^. — 31 — thon, der sich wohl der Sage, schwerlich aber dem Wesen nach von unserem Phae- thon unterscheidet , wird die Kaukasische Nymphe Asterodeia genannt *) , und diese „Wandlerin unter den Sternen '^ ist doch gewiss keine andere als die Mondgöttin ^). Die vierte , nach rechts hin schreitende Figur des Reliefs steht unserer Auffassungs- weise keinesweges entgegen. Trifft diese das Richtige, so wird jene Figur aller Wahr- scheinlichkeit nach einer andern Scene aus der Sagengeschichte des Phaethon angehören, wenn nicht seinem Sturze , der auf dem verlorengegangenen Theile der Platte trotz deren geringen Höhendimensionen doch wohl dargestellt sein konnte, so doch einer Darstellung, in welcher Phaethon den Wagen zu besteigen im Begriff war. In diesem, uns wahrscheinlicheren Falle würde .die Figur zunächst für die des Phaethon selbst zu halten sein: eine Annahme, gegen welche die augenfällige Verschiedenheit der Kör- perdimensionen kein Bedenken erregen kann. — Der Schauplatz des Bittens um den Sonnenwagen ist nach der gewöhnlichen Annahme der Palast des Helios, den Ovidius umständlich beschreibt. Diesen Palast hat man sicherlich für das eben besprochene Re- lief und die Gemme vorauszusetzen, obgleich nur der Thron des Gottes in ihm darge- stellt ist. Sonst sieht man den Sonnengott auf einer Anhöhe sitzen (A., n. 1 und 2), in Uebereinstimmung damit, dass derselbe vorzugsweise auf Anhöhen, namentlich auch am Meere, verehrt wurde. Aber auch hier , wenigstens auf n. 1 , dürfte Helios nach der Andeutung eines Rogens, wie es scheint, über seinem Haupte zu schliessen, als vor einer auf einem Berge belegenen Behausung befindlich zu denken sein ^j. Er ist 0 Vgl. ApoUon. Rhod. Arg. III, 242. 2) Vielleicht könnte Dieser oder Jener die Worte des Noonos aber die Klymene, Dionys. XXX VIII, 122 fli.: XovoijUvri S* ijffiQajrav' triv Si Ttg, utg ou dmarig fiuQfiaQvyijv tqo- Xoeaauv uvtarXr,oaffa xtQaCrjgj icTKQCr] GtXdiyi^e St vduiog Ofimta Mi^vijj für eine ur- sprüngliche Identität der Klymene mit der Selene in .Anschlag bringen wollen. Wir be- merken «deshalb, dass sie dem Nonnos unbekannt war, der die Selene mehrfach als ver- schiedene Person erwähnt. Dass schöne Weiber mit der Mondgöllin verglichen werden, ist ja etwas Gewöhnliches, vgl. C. Fr. Heinrich z. Musaeus de Her. et Leandr., p. 61 fl. Auch der Verfertiger des in Rede stehenden Reliefs wollte nicht die Klymene als Selene, sondern die Selene darstellen, sowohl auch vom mythologischen Standpunkte aus geurtheilt werden kann, dass Klymene ursprünglich nur ein Beiname der Selene gewesen sei. Die Verhüllung findet sich bei dieser öfters z. B. in Gerhard's Ant. Bildw. Taf. XXXIX und in Lajard's Rech, sur Nithra pl. LXXVI, n. 1. Das Scepter ist allerdings kein gewöhnliches Attribut der Slondgöttin , passt aber für diese doch wenigstens eben so gut als für die Okeanine oder auch die Königin Klymene. 3) Bei Homer steigt Helios bekanntlich aus einer Bucht (Ufivij) des Oceans empor (Od. III, 1 fl.}. Bei Ovid (Met. I, 775) unde oritur, domus est, ohne Zweifel der gleich dar- auf im Anfange des zweiten Buches beschriebene Palast, den sich der Dichter auf einer ■i i — 32 — entweder durch die bekannnten sieben Strahlen oder durch Strahlen and Flammen, zusammen zwölf Stück (n. 6) ^) , oder durch eine gezackte Krone (A) , durch Fackel und Füllhorn (A), oder bloss durch das Füllhorn^), endlich auch durch die Peitsche (n. 3) charakterisirt. Seine Bekleidung besteht meist nur in der ihm auch sonst be- sonders eignenden Chlamys, an der^ Stelle man ein Mal das gewöhnliche Himation findet (n. 3), ein anderes Mal (n. '6) ein leichteres shawläbnliches '). Die Geberden Anhöhe belegen denkt, da nach Vs 19 fl. so ibaii aeclivo Clymeneia liaiite proles venit. Neben dieser späteren Aoffassangsweise läuft jedoch bei Ovid eine Beinioiscenz an die frohere, bis in die spätesten Zeiten hinab gangbare her. Wenigstens sehen wir nicht ein, ans welchem anderen Grunde Met. II, 256 fl., Tethys den Sonnenrossen die Schran- ken öffnet, als deshalb, weil die Behausung des Helios in ihrem Bereiche belegen ge- dacht wurde. Versland Valer. Flacc. Arg. IV, 91 fl. anter den Titania antra eine Grotte in dem Ocean oder auf dem Vs 95 genannten Eons mons? In dem letzteren Falle wärden wir nicht anstehen, den Bogen auf n. 1 als zum Eingang der Grotte gehörend zu betrachten, wie es denn gewiss viel für sich hat, anzonebmen, dass mit der auf an- Seren Beliefs dargestellten Anhöhe eben jener Eons mons gemeint sei. Die Grotte mdsste nan «ich natürlich an der östlichen Seite dieses Berges denken. — Entsprechend ver- hält es sich im Westen. Hier kennt Homer. Od. XXIV, 12 Tbore des Helios; Aeschy- los naQ 'Slxeav^ XCfivijv, l^ 6 nuvxomriQ 'HXtog ahi XQ*'^^ äd^dvatw »ufjkotov ^ In- m»v &fQfia!s vdaxog fiahucov ngoxodig ävoaravH (From. sol. Fr. 178 Br., 202 Herrn.); Spätere einen Palast des Sonnengottes, nach Nonn. Dion. XII, 1 dvtucolo nag dfpgvfftv ^Sixeavoio belegen. 1) Die Flammen, die ich aas früherer, aber doch erst Bömischer Zeit, and aacb hier nicht ganz so, nur in der Darstellung des Kometen auf der bekannten dem Divas Julius ge- widmeten Münze (Miliin Gel. mylh. CLXXVIl, 675, Guigniaat Bei. de FAnt. CCLII, 894) nachzuweisen wusste, finden sich auf späteren Monumenten mit den Strahlen abwechselnd oder auch allein, die früher üblichen Strahlen vertretend, mehrfach; vgl. z. B. Gori Mus. Florent. T. II, t. 88, n. 2; Lajard Bech. sar Mithra pl. LXXXI, n. 1, XCVII, n. 2; Bo- sio Borna sotteran. p. 243. Auch das Sonnengesicht auf der Scheibe oder die Sonnen- scbeibe kömmt mit solchen Flammen umgeben vor, z. B. bei Urlicbs »Dreizehn Gem- men«, Bonn 1846, n. VIII, and bei Lajard a. a. 0., pl. LXXXV. 2) Vgl. n. 1. In diesem einen Falle entbehrt der Sonnengott der Andentang der Strahlen oder der Gluth nicht nur um das Haupt oder auf demselben, wie sie alle übrigen Dar- stellungen zeigen, sondern auch vermittelst der Fackel, welche dem Gott auf dem sonst 80 ähnlichen Belief A in die Hand gegeben ist. Sollte dem Künstler dabei ein Gedanke vorgeschwebt haben, wie der von Ovid. Met. II, 40 fl. ausgesprochene: Genitor circum Caput omne micantes Deposuit radios propiusque aecedere jussit? 3) Besonders interessante Schriftstellen über das Costüm und die Attribute des Sonnengottes sind Valer. Flaco. Arg. IV, 92 fli. : Sol auricomus Multifidum jubar et bisseno sidere textam Loricam induitur; ligat hanc, qui nubila contra Balteus undantem variat mortalibus — 33 — deuten in verschiedener Weise auf Bedenklichkeit und Abmahnen ^]. Phaethon vor ihm ist auf den Marmorreliefs regelmässig als kleiner Knabe gebildet, obgleich er bei dem unmittelbar daneben dargestellten Sturze eben so regelmässig als erwachsener Jüngling erscheint und zwischen dem Bitten und der Strafe für die Verwegenheit nur ein unbedeutender Zeitraum in der Mitte liegt. Der geschnittene Stein zeigt ihn als angehenden Jüngling^). Zwei Male ist er ganz unbekleidet, zwei Male trägt er die arcum, und Nono. Dioii. XXXVIII, 29 t fil., wo es von Helios heisst: 0aid-ovtog imai^- Qt^e xag^voi jfpwfftfij»' TQv^uXttav * Iw di fitv iangte itvQC& imuTovovq uxrivag inl nXo- xdfiotciv ilC^ag (vgl. Vs 180 fl.), xvxXciaag aufpavijduv in* l^vi Xevxuda ijUiQt}V xai fnv äv^kaCvwatv i^ jTvgoevn xf'^^ftj ^^^ Tiöda qtoivtaaovu dteotpTJxwae nedCXco. Die ZodiacalzeicheD an der lorica erinoero an den Zodiakos auf dem Bandelier des Apollo- torso in R. Rocbette's Mon. ined. pl. XL VI, n. 3. Die lorica, der balteus, die TgvyxiXeuty die jjiCTgrj sind auf das dem kriegerisch en ähnliche Costäm der aurigae zu beziehen. Die Bildwerke zeigen davon nichts, denn es ist nicht glaublich, dass man die zQvtpdXeta etwa in dem wohl mit der Strahlenkrone auf dem Relief A zusammenzustellenden Kopfaufsatz auf dem zuletzt in den Denkm. d. a. Kunst Bd. II, Taf. LXVI, n. 841 , nach Gerhard's Ant. Bildw. Taf. LXI abgebildeten Relief zu erkennen habe, welches in der linken Hand des Sol vielleicht äffngveaaav Ifida&Xriv (Nonn. Dion. XXXVIII, 186) zeigt. Selbst der Chiton ist bei den Heliosbildern verhältnissmässig selten, sowohl der aufgeschfirzte an der bekannten Statue des Louvre (Hirt nBilderb." Taf. IV, n. 10; Miliin Gal. mytb. XV, 80; Guigniaut Rel. de l'Ant. LXXIV, 303) zu gewahrende, als auch der etwas mehr vorkom- mende langhinabfallende, wie auf dem Vasenbilde bei Guigniaut CXLIX bis 555b, auf dem Harmorrelief in den Denkm. d. a. Kunst II, vTaf. LXV, n. 838a and auf der Goldmünze des Maximinus bei Lajard Rech, sur Mithra, pl. CII, n. 19. 1) Auf n. 1, 2 u. n. 3 wiederholt sich der Umstand, dass Helios nicht den bittenden Sohn anblickt, sondern vor sich hin in die Ferne schaut; dort deutet auch die Haltung seines rechten Arms auf Befangenheit und Bedenklichkeit, während er hier die rechte Hand liebkosend und beruhigend auf den Kopf des Knaben legt. (Nach Monnos' Dion. XXII, 376 geschah das X^^ug unnmiv ävüt vevovn ngogianca. Auf jenen Bildwerken ist das aber nicht eigentlich ausgedrückt). Auf dem Relief A ist die Auffassung des Sonnen- gottes nach den Abbildungen minder deutlich. Doch weis't der erhobene Zeigefinger der Rechten auf nachdenkliche Aufmerksamkeit oder auf Abmahnen bin. Auf n. 6 führt der Vater offenbar dem Sohne die Schwierigkeit des Unternehmens abrathend und sich wei- gernd zu Gemüthe. 2) Ueber das Alter Phaethon's bei den Schriftstellern Einiges oben S. 10 und Anm. 5 o. 6. Als fiHQuxiov bezeichnet ihn Lukianos auch de El. s. Cygn. 1, wo aber gewiss an ein Alter von mehr als 1 4 Jahren zu denken ist, ferner Philostr. Im. I, 1 1 ; als naida npf tjXucCuf Diodor. V, 26. Dagegen nennt ihn Lukianos de £1. s. Cygn. 2: ig fjkixtav iX9-6vju. Nach Lactant. Plac. Narr. Fab. 11, 1 hatte Ph. adultam aetatem, als ihn Clymene monuit, ut patrem cognosceret. Auch nach Nonnos XXXVUI, 183 geschah die Bitte um den 5 — 34 — Chlamys und ein Mal (n. 6) dasselbe shawlartige Gewand, welcbes seinem Vater gege- ben ist. Seine Haltung und Geberde ist stets verschieden. Auf A steht er nc^ch mit einer gewissen Schüchternheit bittend vor dem Vater; auf n. 1 lehnt er sich traulich an denselben ^) ; auf n. 3 berührt er ihm schmeichelnd und flehend das Kinn und die Wange; auf n. 2 sieht es ganz so aus, als strecke er die rechte Hand nach dem Ge- genstande aus, den Helios im linken Arm gehalten haben mag, etwa der Peitsche, um sich desselben halb bittend halb mit Gewalt zu bemächtigen^); auf n. 6 kniet er hän- deringend vor dem Vater'). — Klymene unterstützt die Bitten des Sohnes deutlich auf n. 2 , wo von der betreffenden , meist verloren gegangenen Figur doch noch so viel erhalten ist, dass man sieht, wie sie sich vertraulich zuredend mit dem rechten Arm auf die linke Achsel ihres Gemahls lehnte. Die Selene auf n. 3 scheint ihren Knaben mit seinem Anliegen mehr nur der väterlichen Liebe anheimzugeben. — Wäh- rend von den übrigen Darstellungen dieser Einleitungsscene nur eine diesQ drei, die beiden anderen aber nur jene zwei Figuren bieten, zeigt die unter n. 2 der Klymene auf der andern Seite des Helios symmetrisch gegenüberstehend noch ein Wesen, wel- ches ohne Zweifel zu dieser Scene gehört. Es ist eine unbeflügelte, bis auf die ent- Soiinenwagen durch Phaethoa, or' uvtji^riTOj ^iqutv tvdv&eftov ijßijv. Bei Euripides ist er in dem Alter, dass er sich verheiratben soll, i) Nicht ganz so, aber doch ähnlich wie bei Ovid. Uet. II, 100: Quid mea coUa tenes blandis , ignare , lacertis ? 2) So unzweifelhaft nach der Abbildung bei Haffei, wo die linke Hand des Helios mit einem dünnen Stiel in derselben unterhalb der Chlamys zum Vorschein kömmt. Nach unserer Zeichnung könnte man etwa daran denken, dass Phaethon die Mutter auffordere, ihm im Bitten beizustehen. 3) Vgl. Lucian D. Deor, 25, 2: xauXinuQrifft duxQvwVj ganz insbesondere aber Nonn. Dion. XXX VIII, 190 fll.: i^ofievog df yovvaa narQoioigy lxe7r,Gt,a däxQvu XeCßwVj fjifiVj und Vs 213 fll., wo Phaethon in gesteigertem Maasse den Vater noch einmal bestürmt: Su- XQVßt d-tQftoriQOKJtv iovg iSCrjve jfirtiJvas* x^Q^^ *^* naiQOiTjg ^Xoyegtjg iif>avGev vjtrjvrjg, ixXaSov iv Sunidto xvxXovfjuvov av^iva xdftnuiVj ktco6/*(vog. Ueber das Ringen der Hände als Ausdruck der Wehklage: W. A. Becker nCharikles," Bd. I, S. 249, A. 15 d. zw. Ausg. von C. Fr. Hermann. Die an der zweiten Stelle zuletzt erwähnte Geberde bezeichnet Nonnos auch XXII, 375 als die ixiaCijv ävugxUvoviog mit den Worten: oq&tog dxXäC(i>yj xvQTOvfJtevov uv/^ivu xdfATnuiv. Vgl. z. B. Guigniaut Rel. de TAnt. CXIX, 448 oder »Denkm. d. a. Kunst" II, XXXVIII, 444. Das Berühren des Kinns findet sich schon in Homer. II. I, 501, wo Thetis dt^tuqfi vn uv&iQeCivog iXovaa UaGeiuk Zfiva. Unter den Dramatikern erwähnt die Geberde besonders Euripides. Sie kömmt, ebenso wie das Umfassen der Füsse, auch bei der Adoration vor (F. Buonarolti Medagl. ant. p. 262 fl.). Man adorirte auch durch das Legen der Hand an den Mund (Rev. arch., 1851, p. 245, Anm. 2). - 35 — biftssten Arme und Füsse vollständig bekleidete weibliche Gestalt mit einer Fackel im rechten Arme, welche mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einer Bergspitze zur Seite des Helios stehend sich mit dem Ellenbogen des linken Arms, dessen Hand ihr Haupt bertlhrt, auf eine vorauszusetzende Anhöhe hinter Helios zu stützen scheint und auf die vorherbeschriebene Gruppe hinschaut '). Ovid erwähnt in der Beschreibung des Throns des Helios, vor den Phaethon hinlritt, als um den Thron herumstehend eine Reihe von Wesen, die gewissermaassen als Trabanten zu dem Helios gehören; untOT ihnen an erster Stelle und gewiss auf dem Platze zunächst rechts vom Throne die Dies. Diese Dies, d. i. Eos oder Heraera, scheint auch auf unserem Relief gemeint zu sein. Die auf Nachdenken und theilnahmsvolle Besorgniss hindeutende Haltung würde für ein dem Helios in Betreff des Wirkungskreises so nahe stehendes Wesen durchaus passen, ganz abgesehen davon, dass wir in demselben, wenn es der Künstler mit der Hellenischen Eos identificirte, die Schwester des Sonnengottes und die Base seines unglücklichen Sohnes zu erkennen haben '). — Ausserdem gehört sicherlich noch eine andere Figur des in Rede stehenden Reliefs zu der Gruppe, die wir eben besprochen haben. Wir meinen das in seinen Mantel eingehüllte Weib, welches zu- nächst unterhalb der letztbehandelten Figur zum Vorschein kömmt. Es richtet sein Gesicht nach der Gegend hin, wo Helios und Phaethon sich befinden. Dieser Umstand könnte freilich auch so erklärt werden, dass sich das betreffende Wesen aus Angst und Verzweiflung von der Scene mit dem Sturz des Phaethon wegwende. Aber das Zu- 1} Die beiden Abbildungen stimmen in Betreff der erwähnten Figur nicht ganz äberein. Nach der Maffei'schen sieht das, was sie im rechten Arm halt , aus wie ein Scepter und ist es nicht nolbwendig, dass man annimmt, sie stütze den linken Ellenbogen auf, indem recht wohl an ein blosses Halten der linken Hand gegen den Kopf gedacht werden kann. In der ersten Beziehung ist unsere Abbildung gewiss richtiger; ob auch in der zweiten, müssen wir dahingestellt sein lassen. 2) Wir wollen nicht verhehlen, dass uns wohl der Gedanke gekommen ist, ob man die be- treffende Figur, welche man nach unserer Abbildung wohl als aufmerksam auflauernd be- trachten könnte, etwa als Erinys fassen dürfte. Vielleicht wird Mancher auch deshalb dieser Deutung Gehör zu schenken geneigt sein, weil in einem Bruchstück des Euripi- deischen Phaethon der Tod des Phaethon durch den Blitz des Zeus ausdrücklich auf die Erinys zurückgeführt werde (Fr. 781 Nauck). Allein ohne in Anschlag zu bringen, dass diese Stelle lückenhaft und dunkel ist und selbst dann keine eigentliche Beweiskraft ha- ben würde, wenn sie jenes wirklich aussagt, würden wir doch der hier erwähnten Er- klärung vor der oben aufgestellten auch schon wegen der Haltung der Figur nicht den Vorzug geben, die noch weniger auf eine Erinys führt, wenn das in der vorigen Anm. über die Geberde mit dem linken Arm nach der Maffei'schen Abbildung Bemerkte das Wahre tref- fen sollte. Dazu kömmt dann hauptsächlich noch die Parallele mit der Aurora auf dem gleich zu liesprechenden Relief von Cbantilly. 5* — 36 — nftchsUiegende ist es doch jedenfalls, es mit der Eingangsscene in Verbindung zu se- tzen, zumal da es deutlich an der Anhöhe, auf welcher diese spielt, seinen Platz hat. Und wie wollte man die Figur unter jener Voraussetzung erklären? Freilich bietet sie auch bei der anderen Annahme die grössten Schwierigkeiten. Dennoch glauben wir eine Deutung geben zu können, die, wenn sie auch durchaus neu ist, doch sich wird hören lassen dürfen. Leider ist nicht genau zu gewahren, wie es sich mit dem unteren Theile der Figur verhalt. Man könnte meinen, sie sei in halbliegender Stel- lung zu denken. Doch scheint es noch mehr, als rage sie aus der Anhöhe selbst em- por '). In beiden Fällen, nicht bloss in dem letzteren, passt wohl nichts besser, als die verhüllte Figur für eine Personification der Nebel oder der Wolken zu halten, die aus dem Berg, auf dessen freier Spitze Helios im Sonnenglanze thront, aufzusteigen scheinen, an ihm haften oder ihn umlagern: also eine Nephele, Nebula oder Nubes, hier in die Kategorie der Localgottheiten schlagend und, wie es in Betreff dieser der Fall zu sein pflegt, in aufmerksamer und theilnehmender Betrachtung dessen, was sich in ihrer Region begiebt, dargestellt'). Ist die halb knaben- halb jünglingshafte Flügelfigur auf dem Relief unter n. 3 Phaethon, der den Sonnenwagen besteigen will '], so haben wir hier ein Bruchstück einer Scene vor dem Beginnen der Fahrt anzuerkennen. — Eine uns nur durch kurze beschreibende Deutung bekannte Reliefdarstellung zeigt den Phaethon unzwei- felhaft in dem Augenblicke unmittelbar vor der Fahrt. Wir meinen die besser erhal- tene von den beiden auf S. 16 fl., Anm. 6 erwähnten Steinplatten im Schlosse zu Chantilly. Hier steht nach J. Chr. Jahn's Mittheilung „Phaethon auf dem Sonnenwa- gen, die Hören halten die gekoppelten Pferde, ein Greis mit langem Barte sitzt hinten auf dem Wagen und scheint dem tollkühnen Jünglinge Anweisungen zu geben, und Aurora neigt sich vom hohen Himmel herab und betrachtet Phaethon mit wehmüthigem Blicke. Weiterhin trägt ein Sclave Früchte und eine Amphora, wahrscheinlich um den Göttern ein Opfer zu bringen." Schade, dass nichts über das Aussehen und die Zahl der Hören gesagt wird. Wir bedauern das nicht deshalb, weil wir diese Deutung der betreffenden Figuren nicht für sicher hielten. Weibliche Wesen, welche die Rosse halten, sind auch ohne Hinzukommen besonderer Attribute zunächst als Hören zu fas- sen, denen, wie gewöhnlich, so auch für das Mal, da Phaethon den Helios vertrat, das Geschäft des Anspannens oder doch Herbeiführens der Sonnenrosse zugeschrieben 1} So namentlich nach der Abbildung bei Maffei. 2) Durch die Darstellung der Nebel- oder Wolkengöttin konnte auch angedeutet werden, dass die Stelle, wo Helios und die ihn umgebenden Figuren sich befinden, nicht für eine verhällnissmässig niedrige Anhöbe, wie es den Anschein haben könnte, zu halten sei. 3) S. oben, S. 31. — 37 — wird *). Allein es w&re sehr interessant, über jene Punkte Genaueres zu wissen. Auf den Endymionreliefs und auch sonst ^scheint bei dem Gespann der Selene regelmi- ssig nur eine Hora, mit Flügeln und auch ohne dieselben, meist hochaufgeschürzt, zu- weilen so, dass die rechte Brust entblösst ist, und mit Kothumen versehen, also ganz in der Tracht rascher Jfigerinnen, manchmal eine Geissei haltend. Diese Hora entspricht der Bedeutung nach durchaus den Hören des Reliefs zu Chantilly (die wir uns am lieb- sten in der Zweizahl, eine bei einem jeden Paar der vier Rosse, denken), nur dass, während diese Stunden des Tages repräsentiren, jene die Stunden oder eine bestimmte Stunde der Nacht angeht'). Auch ttber die Darstellung der „Aurora" hörte man gern etwas mehr. Dass sie schon am Himmel ist, während Phaethon die Fahrt noch nicht begonnen hat, ist ganz naturgemäss '). Was ttber den Ausdruck der Figur gesagt wird, entspricht dem über die Eos auf n. 2 Bemerkten. Noch mehr Interesse erregen die eigenthümlichen Figuren des „Sclaven" und des „Greises," ganz insbesondere die 1) In Lucian. D. Dial. 10, 1 sagt Hermes zu Helios: kvinoffav al^Sigat av&tg zovg In- Ttovg. In Ovid. Met. U, 118 fli. befiehlt der Sonnengott behufs der Fahrt des Phaethon carrus jüngere velocibas Horis : Inssa Deae celeres peragant, ignemque vomentes — prao- sepibus actis Quadrnpedes dacunt, adduntque sonantia fraena. Vgl. auch Lactant. Plae. Narr. Fab. II, 1, (Phaethon) a praeminislris Horis junctum (currum) conscendit. Bei Non- nos, Dion. XXXYIII, 297 flI., thun die Hören zu demselben Behufe ohne besonderen Auf- trag das Erstere, aber nicht auch das Letztere: ^on^g uno yxxtvrjg iTnrovg ^HtJJoto mt- Qwdeag tjyayof ^Sigat ' xai &Qaavg eig ^vyov ijXd'ev'^EingtpoQog ' ufiy>l dt ^ai^qui lirmov avj^iva 6ovXov intxkri'iace Xaiädvip. 2) Dass die Hören bei dem Gespanne des Helios keine anderen als die Repräsentantinnen der Stunden sind, darauf führen nicht allein die obigen Darlegungen über Nonnos auf S. 24 fl., sondern auch die Betrachtung der betreffenden Stelle des Ovidius. Dieser er- wähnt der Hören neben dem Throne des Sonnengottes schon im Anfange des zweiten Buches, vor der in Anm. 139 angefahrten Stelle, Vs 25 flI. : A deztra laevaque Dies et Mensis et Annus Saeculaque et positae spatiis aeqoalibus Horae Verque novum stabat o. s. w. Hier hat man die Hören als die Göttinnen der Jahrszeiten gefasst (auch Ja- cobi nHandwörterb. d. Mythol.,« S. 465, A. ***]; allein gewiss mit Unrecht, obgleich es Bildwerke giebt, auf denen die weiblichen and die minnlichen Repräsentanten der Jahrszeiten nebeneinander vorkommen, vgl. z. B. Hirt's Bilderb. Taf. XIV, n. 8. Viel- mehr stehen die Horae ihrer Bedeutung nach den vor ihnen genannten Wesen parallel, sind demnach die Repräsentantinnen der Stunden, die ja sonst auch gar keine Vertreter haben würden, während die Jahrszeiten doppelt vertreten wären. Nach Nonnos und dem also durchaus mit ihm übereinstimmenden Ovidius wird dann auch über die Hören bei Va- lerius Flaccus und Lukianos zu urtheilen sein. Wua aber von den Hören bei dem Son-, neagotte gilt, muss natürlich auch von denen bei der Mondgöttin angenommen werden, für welche die gewöhnlichen Hören überdies schon an sich minder gut passen. 3) Man könnte, wenn es nöthig wäre, auch auf Ovid. Met. II, 12 fl. u. 144 verweisen. — 38 — letztere. Da der „ Greis hinten auf dem Wagen" sitzt, kann man doch nur annehmen, dass er die Fahrt mitmachen werde. Dann kann aber kein Anderer gemeint sein als Helios selbst. Auch der Umstand, dass der „Greis" dem Phaethon „Anweisungen ge- ben" soll, passt eigentlich nur auf den Sonnengott, dem zumal diese Handlung durch- weg zugeschrieben wird. Man würde schon deshalb zu viel wagen, wenn man an eine andere Person, etwa den Pädagogen des Phaethon, denken wollte. Aber Helios als Greis und ),mit langem Barte!" Das ist etwas ganz Unerhörtes! Auch wir haben uns lange dagegen gesträubt, dieses anzunehmen ; schliesslich aber gefunden , dass das Unabweisbare doch auch nichts Unmögliches sei. Man erinnere sich daran, dass He- lios auch als Grossvater des Phaethon galt '). — Also Helios den Phaethon auf der Fahrt begleitend, natürlich nur für eine Strecke des Weges, ganz wie in dem Phaethon des Euripides, und doch wieder anders, da ja nach diesem Helios auf dem Rücken des Siriushundes die Fahrt mitmacht. Auch das, was über den „Sclaven'' verlautet, kann an die genannte Tragödie erinnern. Dass diese mit einem Morgengebete am Hoch- zeitstage begonnen habe, ist Welcker's Ansicht. Mit dem Gebete darf man sich ohne Weiteres ein Opfer verbunden denken. Allein bei Euripides würde man sich das Opfer vor dem Paläste des Merops dargebracht denken müssen. Auf dem Relief da- gegen scheint dasselbe doch an der Stelle, von welcher Phaethon ausfährt, verrichtet werden zu sollen. Und wie die Stätte des Opfers verschieden ist, wird auch eine Verschiedenheit der Beziehung desselben anzunehmen sein. Vermuthlich gehörte die der Euripideischen immerhin zunächst stehende Auffassung der Sage, welche auf un- serem Relief befolgt ist, einem jener Eingangs dieser Abhandlung nach Plinius erwähn- ten Dichter an, von denen wir keine genauere Kunde haben. Wir würden auch eine Darstellung des Phaethon besitzen, die ihn, noch ohne irgend welche Spuren einer Verwirrung oder eines Unfalls, am Himmel einherfahrend zeigte, wenn es wahrscheinlich wäre, dass der dem unteren Theile nach auf unserer Tafel unter n. 7 abgebildete schöne geschnittene Stein der Grossherzogl. Sammlung zu Florenz auf den Phaethon zu beziehen sei, wie allgemein angenommen wird. Man 1) Viel auffallender ist es, dass unsere Zeichnung des Reliefs n. 2, auf welchem Helios ohne Zweifel als Vater des Phaethon gedacht ist, um das Kinn des Sonnengottes herum einen Bart zeigt. Auf der Abbilduug bei Maffei ist der Gott allerdings ohne Bart, ja mit einem sehr jugendlichen Gesichte zu sehen. Allein der Künstler, welcher jene Zeich- nung verfertigt hat, versichert, dass er keinen Grund habe, an der Richtigkeit in Betreff des Bartes zu zweifeln. Bei Nonnos, dem Helios ebenfalls als Vater Phaethon's gilt, wird jenem eine ^Xoyegr} vjti^vri zugeschrieben (s. oben, S. 34, A. 3). Hier ist unter V7T1JVTJ sicherlich der Theil des Gesichtes um das Kinn herum zu verstehen. Sollte der vermeintliche Bart auf n. 2 etwa eine Feuerlohe andeuten? Man kann um so eher auf diese Ansicht kommen, als der Bart ao der Oberlippe fehlt. — 39 — sieht in der Höhe einen unbärtigen Mann, der, übrigens nackt, ein Gewand wie das des Helios und Phaethon auf n. 6 bogenförmig über dem Haupte hält, mit einer Fackel in der Rechten auf dem mit vier in die Höhe sprengenden Rossen bespannten Wagen. „Unten liegt in einer betrübten Stellung der Flussgott Eridanos, und die Göttin Tellus ist hinter ihm, wie sie den Jupiter anruft, damit nicht die ganze Welt verbrennen möge." Die letzten Worte dieser Beschreibung rühren von Lippert her *). Träfen sie das Wahre, so würde die Beziehung des Wagenlenkers auf den Phaethon nicht zu be- zweifeln sein. Allein die sogenannte Tellus hebt freilich den rechten Arm in die Höhe, aber gewiss nicht, um anzurufeui Sie scheint vielmehr mit der rechten Hand etwas in ein am Boden vor ihr stehendes Geräth zu werfen, welches fast wie ein Drei- fuss aussieht: ohne Zweifel ein Rauchopferaltärchen. In der linken Hand hält die Fi- gur eine Schale: den Behälter für den darzubringenden Weihrauch. Der vermeintliche Eridanos aber sieht gar nicht so aus, als wollte er sich je um den Wagenlenker be- kümmern, und doch wäre es die höchste Zeit, da dieser bald weit über ihn hinaus sein wird ^). Bedenkt man nun noch., dass es gewiss thöricht sein würde, den Phae- thon in einer solchen Weise darzustellen, dass er gar nicht von dem Helios unter- schieden werden konnte, so wird man gewiss nicht zweifeln, dass dieser gemeint war, und den Flussgott für den Okeanos halten, aus dessen Wassern Helios emporgefahren ist. Das Weib zu dem Haupte des Okeanos aber wird man mit Wahrscheinlichkeit kaum anders als auf eine Okeanine deuten können, wozu auch die Enlblössung des Oberleibes wohl passt. Was soll aber das Opfer? Dem Okeanos gilt dasselbe schwer- lich, obgleich es scheinen könnte, dass das Weib sich an ihn wende und er auf jenes achte, sondern gewiss eher der HaupiGgur, dem aufsteigenden Sonnengotte. Wie es sich nun auch mit dieser interessanten Nebenpartie der Darstellung verhalten möge, so steht doch wohl das sicher, dass sie für die Beziehung des Wagenlenkers auf Phae- thon durchaus nicht in Anschlag gebracht werden könne ^]. 1) nDaklyl.«, S. 2G3 fl., n. 740. 2) Freilich findet sich eine ganz ähnliche Haltung bei dem nnzweifelharten Eridanos unter n. 9 ; allein da ist Phaethon's Unfall deutlich genug bezeichnet und hat die Haltung, wie wir sehen werden, ihren guten Grund, aber auch eine wesentlich andere Beziehung als sie bei der in Rede stehenden Figur vorausgesetzt werden darf. 3) Bracci, der die Handlung der »figura muliebris" im Wesentlichen richtig fasste, aber den Wagenlenker auf Phaethon bezog, meinte, jene lege dextra aiiquid supra Tripodem ad impelrandum facile ab Jove praesens periciitanti Orbi remedium (a. a. 0. Vol. I, p. 60)! Die Richtung des Gesichts des Weibes steht freilich dieser Auffassungsweise ebensowenig entgegen als der unsrigen, da sie durch die Handlung des Aufstreuens auf das Altär- chen zur Genüge motivirt ist. Ueber den Umstand, dass wir uns eine Okeanine opfernd denken (Schömann z. Aescb. gef. Prometh., S. 150, Anm. 50), brauchen wir uns hier wohl nicht des Weiteren auszulassen. - 40 — Die meisten der auf Phaethon bezüglichen Bildwerke zeigen natürlich die Kata- strophe, und zwar als Sturz in oder auch an den Eridanos, der nach der Weise der alten Kunst regelmässig durch den Flussgott repräsentirt wird und nur auf einem ge- schnittenen Steine (n. 10) in Folge räumlicher Bedingungen bloss durch eine Urne, aus der Wasser strömt, wie sie sonst dem Flussgotte beigegeben zu werden pflegt, bezeichnet ist. Unter den betrefi'enden Monumenten unterscheidet sich eins (n. 9) von den übrigen, auf denen man sich den Phaethon als schon todt zu denken hat, dadurch, dass es den Jüngling als noch am Leben befindlich, noch im Wagen stehend, mit der linken Hand die Fackel fassend, so dass die Flamme hoch emporschlägt, und mit dem rechten Arm das Gleichgewicht zu halten bestrebt darstellt. Hier hat man offenbar eine Berücksichtigung der Sagenversion anzuerkennen, nach welcher Phaethon weder durch Zeus' Blitzstrahl noch durch das Sonnenfeuer, sondern lediglich durch den Sturz in oder an den Eridanos den Tod fand. An dem Sarkophage zu Tortona ist Phae- thon auch im Sturz begrilTen ; allein der Schauplatz des Ereignisses ist eine Gegend, in welcher nicht der Eridanos zu sehen ist , sondern ein Hirt mit seiner Heerde ^). Die Darstellung des geschnittenen Steins unter n. 6 deutet auf den vollendeten Sturz des Phaethon hin, indem sie den leeren Sonnenwagen hoch oben in der Luft zeigt. Auf zwei anderen, gleichfalls durch Abbildung bekannten Monumenten geringeren Umfangs ist der vollendete Sturz wirklich vor die Augen gebracht, indem Phaethon ausgestreckt 1) Nan wird fast unwillkührlich an Euripldes (s. oben, S. 11) erinnert. Schon Welcker (»Griecb. Trag.« II, S. 598) vermuthete , dass im Phaethon dieses Dichters die Leiche »von Hirten oder Jägern zu der Königin, vor den Palast getragen" sei. — Hier die Osten'scbe Beschreibung der Darstellung an dem Sarkophag zu Tortona im Zusammen- hange: »Wie so viele römische Sarkophage, hat auch dieser die Form eines liegenden Parallelepipedons , welches durch ein Giebeldach gedeckt ist, 'die Vorderseite desselben, etwa 2V2 Quadrate lang, ist durch gewundene Säulchen in drei Felder eingetheilt, das mittlere, grössere, durch einen sehr flachen, die beiden nebenliegenden ebenralls durch einen schon höheren Segmentbogen über den Kapitellen geschlossen; im grossen Mittel- felde ist der Sturz des Phaethon dargestellt, die Rosse sprengen wild durcheinander, eines stürzt kopfüber in die Tiefe und mit ihm der Jüngling selbst, unten steht ein Hirt mit seiner Heerde, die Hände nach dem Herabfallenden ausgestreckt; in den beiden Ne- benfeldern sind die Dioskuren dargestellt, fast ganz nackte schlanke schöne Jünglinge mit lydischer (?) Mütze, sie stehen straff und streng; die Muskulatur ist sehr lebendig und detaillirl, mit der einen Hand halten sie das Ross, welches ebenfalls trefflich ge- zeichnet und durch die aufwärlsstrebende Hauptmähne veredelt ist, mit der andern fassen sie die Lanze, das leichte Gewand ist ganz nach hinten über die Schuller geworfen, so dass der Künper ganz frei bleibt. Beide Gruppen füllen vortrefflich den Raum aus, Mann uud Ross sind in gutem Verhällniss zu einander." — 41 — daliegend zu sehen ist: auf dem geschnittenen Steine unter n. 11 und auf der miss- lichen Münze unter n. 12. Obgleich der Erdboden hier nur ein Mal angegeben ist*), so kann man sich doch den Leichnam nur auf der Erde liegend denken; ob aber der Platz das Ufer des Eridanos sein soll, wie auf dem Bildwerke bei Yalerius Flaccus, wo Phaethon in demselben Momente dargestellt ist, das steht, selbst bei aller Beherzigung des Mangels an Raum, welcher die Unterlassung der Andeutung des Flusses habe bedingen können, namentlich in Betracht der Darstellung an dem Sarkophag zu Tor- tona, sehr in Frage. Das Sonnengespann mit dem Phaethon ist auf den figurenreichen Marmorreliefs, wie es in Beziehung auf den Gedanken den Mittelpunkt ausmacht, so auch meist in der Mitte der Darstellung angebracht. Eine wesentliche Ausnahme macht nur n. 2. Auf n. 4 nehmen doch wenigstens die Rosse ungefähr die Mitte ein. Die Rosse sind meist in wilder Unordnung, zum Theil ganz von dem Wagen getrennt. Nur einige Male sieht man sie im Sturz begriffen. Meist streben sie wieder in die Höhe. Hie und da erscheint aber bei dem Gespann Alles in Ordnung; die Rosse eilen, nachdem Phaethon aus dem Wagen gefallen, mit dem letzteren einmüthig nach derselben Rich- tung fort. Es sieht ganz so aus, als sei auf den betreffenden Werken (n. 6, 11, 12) das gemeint, wovon Lactantius Placidus an einer oben angeführten Stelle spricht ^). Die Zahl der Rosse belauft sich mit Ausnahme von n. 11 ') durchweg auf vier. Diese Zahl wird von den Schriftstellern, die eben die Zahl der von Phaethon gelenkten Rosse erwähnen, stets genannt. Sie ist ja die regelmässige Zahl der Sonnenrosse. Da in- zwischen dem Helios bei den Schriftstellern und auf den Bildwerken auch zwei Rosse gegeben werden*), so liegt es wohl auf der Hand, dass die Vierzahl in diesen Dar- stellungen auch deshalb vorzugsweise beliebt wurde, weil vermittelst ihrer das wilde Durcheinander, auf dessen Hervorhebung es den Künstlern ankam, besser bezeichnet werden konnte. Die Rosse sind stets ohne Flügel, theils in Uebereinstimmung mit dem späteren Künstiergebrauch bezüglich der Sonnenrosse, theils weil den Darstellern des Sturzes des Phaethon die Flügel in mehr als einer Hinsicht unbequem sein mussten. Bei den Schriftstellern wird die Beflügelung hie und da ausdrücklich erwähnt ^). — 1} Und das auch nur auf einer von den beiden Originalabbildungen (s. S. 17, A. 9), nämlich auf der bei Wicar. 2) S. S. 20, Anm. 1. 3) Und der von Raspe Catal. u. s. w. imter n. 3109 aufgeführleu Gemme, wenn diese nicht dasselbe Exemplar ist, wie doch wohl zu vermuthen steht. 4) Vgl. Pitt. d'Ercolano T. IV, p. 52 fl., A. 4 u. 5, und, was die verhältnissmässig seltenen Bildwerke anbelangt, besonders Lajard in Nouv. Ann. de l'Insl. arch. T. II, p. 53 fl., A. 2. 5) Vgl. namentlich Eurip. Phaelh. Fr. 775, Vs 6 Nauck. Coben, S. 7, A. 2) und Ovid. Met. II, 159. 6 — 42 — Der Sonnenwagen, dessen Aussehen auf n. 5, 6 und 10 am besten erkannt werden kann, erscheint sogar in dem einen Falle, wo seine Räder den Erdboden berühren (n. 5), vollkommen unbeschädigt; in anderen Fällen, wo die Verwirrung besonders zur Schau gestellt ist, könnte man glauben, dass er in Betreff der Deichsel oder des einen Rades oder beider Theile zugleich Schaden gelitten haben solle *). — Phaethon föUt in der Regel so von dem Wagen herab, dass der Kopf nach unten hängt und die vor- dere Seite der Gestalt dem Beschauer gezeigt wird. Er ist meist mit der Chlamys bekleidet, die, da sie bekanntlich zusammengespangt wurde, von dem Körper nicht so leicht abgleiten konnte. Das Flattern des Gewandes ist zuweilen theils zur Ausfüllung des Raumes, theils zur Belebung der Darstellung benutzt. Mehrfach kommt der todte Phaethon auch ganz ohne alle Gewandung vor. Diese Nacktheit ist natürlich nicht mit der des vor dem Helios stehenden, bittenden Knäbchens zusammenzustellen, son- dern sie hängt mit dem Unfall zusammen, den Phaethon erlitten hat. Ebendaher rührt bei dem stürzenden oder gestürzten der Mangel aller Attribute, die dem Vertreter des Sonnengottes zukamen und auch von den Schriftstellern zugeschrieben werden. Nur auf der Münze gewahrt man in der linken Hand des ausgestreckt am Boden liegenden eine Fackel'^. Dass auf den Marmorreliefs und den geschnittenen Steinen der Art, wie sie un- sere Tafel darbietet, der den Phaethon treffende Blitz nicht unmittelbar durch Zickzack- flamme oder Donnerkeil dargestellt ist, wird keinen Kundigen Wunder nehmen '). Da- 1) Trifft diese Ansicht das Wahre — was freilich nicht immer vollstindig ermittelt werden kann, aber doch auf n. 1 für Deichsel und Rad sicher zu stehen scheint — , so findet eine beachtenswerthe Uebereinstimmung mit Lucian. D. Deor. 25, 3 statt, wo es vom Wagen des Phaethon heissl: xuUaye dl xai 6 ^fiog aviov xal äitQog rwv 7Q0Xv GwiiTQunutj ein Umstand, wegen dessen der Schriftsteller vielleicht verdient hätte, schon oben, S. 14 £1. mitaufgeführt zu werden. 2} Hier haben wir also etwas einem Strahlendiadem um das Haupt des Gestürzten (s. oben, S. 26, A. 1) Entsprechendes; denn die Fackel steht ja dem Sirahlenkranze parallel. In- zwischen möchte ich deshalb durchaus nicht behaupten, dass jene nicht aus dem AI- terthume herstamme. Auch wird Niemand so engherzig und thöricht sein und aus dem Grunde, weil Lucretius V, 403 (s. oben, S. 20, A. 1) ausdrücklich sagt, dass Sol dem fallenden Phaethon die Fackel (aeternam lampada mundi} abgenommen habe, in Abrede stellen, dass der am Boden liegende Phaethon mit der Fackel von einem allen Künstler herrühren könne. Es liegt auf der Hand, dass die Fackel gerade in einer Darstellung wie die vorstehende zur genaueren Bezeichnung des Phaethon sehr zweckmässig war. Uebrigens denkt man sich diesen Phaethon wohl zunächst als bloss durch den Fall auf den Erdboden zu Tode gekommen (S. 11}. 3) Winckelmann war der Ansicht, dass auf dem Belief A der Blitz durch eine menschlich gebildete Figur mil dem Blilzslrahi in der Hand repräsenlirt vorkomme. Hier stürzt näni- — 43 — gegen fehlt es auf den grösseren Marmorreliefs keinesweges an Andeutungen des Un- gewitters, durch welches Phaethon vernichtet wurde. Hieher gehört zunächst die Dar- stellung von Windgottheiten. Solcher blasenden Windgottheiten sieht man zwei auf dem Relief A hochoben zu den Seiten der von den beiden Dioskuren umgebenen Son- nenrosse. Dieselben sind, ebenfalls gegeneinanderblasend *) auch auf dem entsprechen- den Relief n. 1 vorauszusetzen, wo von den betreffenden Figuren nur die Flügel, von der einen ausserdem auch die Brust und was zunächst darüber ist, übergeblieben sind. Das Relief n. 2 zeigt sie nach der Restauration in der Vierzahl mit grosser Kraftan- strengung (welche durch die an den Hinterkopf gehaltene Hand des linken Arms noch besonders hervorgehoben ist) blasend, zwei unmittelbar neben den Rossen und einan- der sehr nahe gegenüber schwebend, zwei andere von rechts her, wie im Sturmschritte lieh zugleich mit dem Phaethoo , der von dem Erdboden aufgenommeD wird , ein Knäb- chen aus der Höhe herab auf die MeeresgöUin zu, welche ganz ähnlich wie auf dem Relief n. 1 auf dem Boden dicht hinter dem Rücken des Eriüanos und diesem ihren Rü- cken zukehrend gelagert ist. Das Knäbchen schiesst grade nieder, beide Arme nach unten ausstreckend, so dass der rechte an der rechten Seite des Kopfes der Göttin zum Vorschein kömmt, der linke aber, der neben der linken Seite des Kopfes der Göttin herabhängend zu denken ist, etwa vom Ellenbogen ab durch diesen verdeckt wird. In der rechten Hand des Knäbcbens gewahrt man einen gewundenen Gegenstand , der von Wiuckelmann für einen Blitzstrahl gehalten wird. Hätten wir in dem Knäbchen wirklich einen nGenius" des Blitzes zu erkennen — denn nKeraunos" möchte ich die Figur nicht nennen — , so würde ich dasselbe auf den Blitz beziehen, durch welchen Phaethon ge- tödtet worden, nicht aber mit Winckelmann daran denken, es könne significare il dissec- camento delle acque cagionato dall' eccessivo ardore del sole. Die Fersonification wäre mit den ähnlichen, wenn auch keinesweges gleichen des Apelles und eines Malers bei Philostratos (Müller's Hdb. d. Arch., §. 141 , A. 5) zusammenzustellen. Von den erhal- tenen Bildwerken stände zunächst zu vergleichen die fälschlich sogenannte Tempestas auf einem Miniaturbilde einer Handschrift des Virgilius in der Vaticanischen Bibliothek: ein geflügeltes Weib, mit halbem Leibe aus einer Wolke hervorragend, welches aus Füllhörnern Feuer und Gluthstrahlen auf die Flotte des Aeneas hinabgiesst, inmitten zweier ebenfalls aus Wolken hervorragenden Windgottheiten (Seroux d'Agincourt Hist. de l'Art. T. V, pl. 63,- Guigniaut Rel. de TAnt. CCXLIX, 861]. Allein um Anderes nicht zu er- wähnen, was gegen die Beziehung des Knäbchens auf einen »Genius" des Blitzes spricht, so müsste man sich den doch zugleich mit dem Phaethon in den Eridanos stürzend den- ken. Das Knäbchen, auf welches wir unten zurückkommen werden, steht, wie auch Winckelmann, obgleich im Irrthum befangen, durchfühlte, in unverkennbarem Zusammen- bange mit der Meergöttin und muss von dieser her seine Deutung empfangen. 1) Vgl. Aesch. Prom. vinct. g. E. : cxtqiu uvifiwv TmvfMuta eig uV.rjka, aidciv dvvlnvovv unoÖHxyvfievu. 6* — 44 -- auf das Gespann loseilend. Dagegen ist auf dem Relief n. 4 nur eine Figur im Blasen begriffen zu sehen. Sie sind bald unbärtig, bald bartig, stets unbekleidet, nur auf A mit einem Gewände versehen, das, um den Leib unterhalb der Brust gelegt, einzig und allein den Zweck hat, bei mangelnder Angabe der Wolken die Commissur des untei^ sten Theils des Körpers mit der Steinplatte zu verdecken, wenn nicht auf dem Originale statt der Gewänder wirklich Wolken gemeint sind. Ihr Blasinstrument ist auf dem Re- lief A eine gerade Trompete *), sonst die gewöhnliche Muscheltrompete. — Auch zwei andere Figuren, welche in der Höhe des an letzter Stelle berücksichtigten Reliefs zum Vorschein kommen, wird man zunächst geneigt sein für Windgottheiten zu halten. Wir meinen die bärtige geflügelte Figur, welche rechts von den Rossen mit dem Ober- leibe sichtbar wird , ' und die unbärtige hinter dem blasenden Windgott links von dem Gespann, von welcher, über der Chlamys des einen Dioskuren weg, nur der Kopf zu sehen ist. Dass sie nicht auch blasend dargestellt sind, darf kein Bedenken erregen, wenn nur ihre Handlung nicht entgegensteht. Ueber die Haltung der letzterwähnten Figur nun ist freilich kaum zu urtheilen. Die andere aber hebt deutlich den rechten ^rm in die Höhe, von dem ein Gewand, wie es scheint, herabhängt. Auch die Wind- gottheiten kommen hie und da veliGcantes sua vestevor^), wie es von den Aurae durch Plinius bezeugt ist. Allein an so etwas ist hier schwerlich zu denken. Eher dürfte der Notos an der Antoninssäule ^) mit der in Rede stehenden Figur zusammenzustel- len sein. Man kömmt, mein' ich, unwillkührlich auf den Gedanken, dass die Flügel- gestalt eine Wolke mit sich bringe, die den Himmel verfinstert und Hagel und Platz- regen ausströmt. Auch so wird zunächst an einen Windgolt und zwar den Notos zu denken sein. Wenigstens wüssten wir keine passendere Deutung zu finden*). 1) Ein ähnliches, nur nach unten sich nicht so stark erweiterndes Instrument bat der Wind- gott iu £. Braun's Ant. Marmorw. I, 8. 2) Z. B. Boreas und Euros auf dem Windethurm zu Athen ; der eine von den beiden Re- präsentanten der Etesien, welcher nicht auf der Muscheltrompete blässt, an der Tazza Farnese; die kleine Figur über dem Poseidon auf dem Relief in den Denlim. d. a. Kunst T. II, Taf. LXVJ, n. 841. 3) „Denkm. d. a. Kunst,« Th. I, Taf. LXXI, n. 395. Vgl. Ovid. Met. I, 264 fli. 4) Demnach erscheinen auf n. 4 drei Windgoltheiten. Von Silius Ital. werden Fun. XVI, 97 als besonder^; verderblich eben auch drei genannt: Et Notus et Boreas et inexorabilis Auster. Man könnte nun geneigt sein , den blasenden Windgott für den Boreas zu hal- ten, der ja auch an dem Thurm des Andronikos Kyrrhestes durch die Muscheltrompete ausgezeichnet ist. Dann bliebe für den dritten, augenblicklich, wie es scheint, nicht thä- tigen Windgott etwa der Name Auster übrig. Vgl. auch Virg. Aen. I, 85 fl. — Viel- leicht, ja vermuthlich waren auf n. 2 auch nur drei Winddamonen dargestellt. Der oben links in der Ecke beruht auf Ergänzung. Nehmen wir drei Winde an, die von derselben — 45 — Nach~ den Schriftstellern ist es, wie sich erwarten lässt, Zeus, der den Phaethon mit dem Blitzstrahl niederschmettert. Ovidius lässt jenen, damit nicht Alles untergehe, die Höhe seiner Burg besteigen und von da aus diesen niederblitzen. Auf den uns für genauere Beurtheilung zugänglichen Bildwerken erscheint Zeus ') zwei Male unmit- telbar hinter der Meergöttin, zwischen ihr und der ihr gegenüber lagernden Erdgöttin (A u. n. 1), aber auch in der Nähe eines Berggottes; ein Mal auch wahrscheinlich etwas höher gestellt als die auf ebener Erde befindlich zu denkenden Figuren hinter einer der Heliaden (n. 2). Er ist stets gleich bekleidet (mit dem Himation, das den Ober- leib frei lässt); stets mit dem Scepter im linken Arme versehen, nie mit dem Blitz in der rechten Hand. Mit dieser macht er vielmehr entweder die Geberde der Aufmerk- samkeit und des Nachdenkens (A u. n. 2) oder der Ueberraschung und des Erstaunens (n. 1). Man sieht bald, dass seine Gegenwart sich zunächst auf die Zeit bezieht, da Phaethon durch sein Thun und Treiben am Himmel dem Weltall Gefahr brachte; dass er nicht sowohl als Zuschauer bei dessen Sturze dargestellt ist, als deshalb, um ihn als den zu bezeichnen, von dem die Vernichtung des Tollkühnen herrühre. — Zeus erscheint nicht allein. Auf A und n. 1 sieht man ein Weib mit über dem Haupte bogenförmig wallendem Schleiergewande zu seiner Linken stehen, welches auf A die- selbe Geberde mit dem rechten Arm macht wie Zeus selbst auf n. 1. Man hat dieses Weib auf Hera gedeutet ^). Dass das falsch ist, erhellt schon aus n. 2, wo Hera (durch Stephane 5), Verschleierung des Hinterhauptes und Scepter unverkennbar bezeichnet) rechts von Zeus, diesem den Rücken zukehrend und mit der Geberde des Staunens und Entsetzens nach dem Sonnenwagen hinschauend, und unmittelbar vor ihr jenes Richtung' her auf das Gespaun des Phaethon losstürmen , so kann dadurch der Umstand niotivirt scheinen, dass jenes sich ausnahmsweise an dem einen Ende der Darstellung be- findet, indem es nun so aussieht, als sei es durch die Winde biehergeworfen. In diesem Falle werden die drei Winddämonen nicht für Repräsentanten dreier verschiedener Winde zu halten sein, sondern mau wird anzunehmen haben, dass sie sich auf einen und densel- ben Wind beziehen und die Mehrzahl nur dazu dienen soll, die Stärke desselben hervorzu- heben. Das ist ja aber auch an sich das Natürlichste, zumal da sie ganz gleich aussehen. Inzwischen geben wir diese Ansichten gern weiterer Forschung anheim. Was aber die an die Stelle des vierten Winddämons zu setzende Figur anbetrifft, so empfiehlt sich dafür ganz besonders ein Wesen der Art wie die auf der gegenüberstehenden Seite mit den Son- nenrossen beschäftigte Flügelfigur, die wir als einen Dioskuren kennen lernen werden. 1) Dass die betreffende Figur den Juppiter darstelle, nicht aber den Pluton , wie Winckel- mann und nach ihm Andere annahmen , bedarf wohl nicht des weiteren Beweises. 2) Anderer Erklärungen ganz zu geschweigen, auch der als nPereephone," zu welcher sich selbst C. Fr. Hermann in Gerhards Arch. Ztg., N. F., 1847, S. 95 hinneigt. 3) Diese ist freilich in dem Stich bei Maffei nicht zu sehen, aber gewiss auf dem Originale. — 46 — Weib mit dem bogenförmigen Schleiergewande in ähnlicher Handlung und Geberde, aber in stärkerer Bewegung als die hohe Göttin zu sehen ist. Sicherlich hat man auch bei der Hera und bei diesem Weibe anzunehmen, dass ihre Geberden nicht dem nie- dergeschmetterten, sondern dem noch am Leben befindlichen Phaethon und den Ver- heerungen, welche er anstiftet, gelten. Wer ist nun jenes Weib ? Wir zweifeln kaum dass Iris gemeint sei; da für sie das Attribut des Heroldstabes und selbst das schon bei Homer vorkommende der Flügel nicht durchaus nöthig, das bogenförmige Gewand aber, welches die Flügel vertreten kann, auch in anderer Beziehung ganz charakteri- stisch ist *). Iris gehört so recht in die Nähe des Zeus und der Hera, als deren Die- nerin sie ja auch sonsther genugsam bekannt ist. Hieher passt sie auch in kosmischer Beziehung,, als Wolkengöttin, ganz vortrefflich ^j. Während diese Figuren sich wesentlich auf das dem Sturze des Phaethon zu- nächst Yoraufgehende beziehen, dienen Andere zur Bezeichnung der unmittelbaren Fol- gen, die jener Sturz für den Himmel hatte. C. Fr. Hermann war der Ansicht '}, dass die Figur, welche auf dem Relief A und ganz öhnlich auf n. 1 oben rechts nur mit dem Oberleibe zum Vorschein kommt mit beiden Händen ein bogenförmiges Gewand über ihrem Haupte hält, eine Figur, die „fast verstohlen hinter Winden, Dioskuren u. dgl. hervorblicke," den „Römischen Nacht- golt Nocturnus" darstellen solle, der ja „mit dem Sturze des Phaethon, durch welchen wenigstens für den Augenblick die Sonne vom Himmelszelte verschwinde, bereits im Hintergrunde sichtbar werden könne," wofür er sich auf die vermeintliche personifi- cirte Nacht auf dem uns bekannten Gemälde des Philostratos beruft, indem er noch dazu hervorhebt, dass das betreffende Relief der Römerzeit angehöre und auch deshalb die Annahme eines Wesens, das allerdings specifisch Römisch sei, keine Schwierigkeit habe. Allein schon darin kann ich meinem verewigten CoUegen und Freunde nicht beistimmen, obgleich ich sehe, dass andere namhafte Kenner der monumentalen Alter- thümer ähnlich urtheilen. Ich entsinne mich keiner aus Römischer Zeit stammenden bildlichen Darstellung einer Griechiscl>en Sage, in welcher man befugt wäre, auch nur eine Figur auf ein Wesen zu beziehen, welches der specifisch Römischen Anschauungs- 1) Mit dem bogenförmigen Gewände ist auch die sehr iDteressante Iris auf einem der oben, S. 43, Anm., erwähnten Minialurbilder versehen, die übrigens ausserdem auch Flügel bat. 2) Wenn nach den obigen Darlegungen sich die Darstellung der WindgoUheiteo und des Zeus auf das Ungewilter, durch welches Phaethon vernichtet wurde, bezieht, so stimmt es ganz zu dem S. 1 1 fl. über Philostratos Bemerkten , dass auf seinem Gemälde von jenen Wesen keine Spur zu entdecken ist. Daraus möchten wir dann aber keinesweges auch den Schluss ziehen, dass man auf Monumenten wie n. 5 und 10 sich den Phae- thon nicht als durch den Blitzstrahl des Zeus getödtet zu denken habe. 3) Vgl. auch Welcker zu Müllers Hdb. d. Arch. §. 400, A. 6, S. 651. — 47 — weise durchaus eignete oder der Römischen Mythologie angehörte *). Die in Rede stehende Figur anlangend, so ist dieselbe sowohl auf der Phaethonsdarstellung A als auch auf einem Relief des Mus. Pio-Clementinum'), auf welchen Monumenten allein sie Hermann kannte, und in den anderen Fällen, wo wir sie ähnlich dargestellt finden, ohne Zweifel als Uranos oder als Aether zu fassen '). Für unsere Reliefs A n. n. 1 tritt die Richtigkeit dieser Erklärung noch durch mehrere besondere Umstände ganz klar zu Tage. Wir wollen hier nur darauf aufmerksam machen, wie passend der Re- präsentant des Himmels dicht über dem des Berges und in weiterem Abstände über der Repräsentantin der Erde und, können wir auch wohl hinzufügen, der des Meeres angebracht ist. Auf dem von richtigem Gefühle zeugenden Verfahren des Künstlers, die Repräsentanten der drei grossen Abtheilungen des Wellalls an einer Stelle ver- eint, und zwar zur Seite der eigentlich leidenden oder handelnden Figuren und in billiger Unterordnung gegen diese, darzustellen, so wie auch auf der typisch gewor- denen Bildungsweise des Uranos selbst beruht das Zurücktreten der auf diesen bezüg- lichen Figur. Von dieser wird man übrigens, wie auf n. 1 dargestellt ist, kaum sagen können, dass sie „gewissermaassen verstohlen aus einem Verstecke hervorblicke" oder „bereits im Hintergrunde sichtbar werde." Vielmehr scheint es eher so, als wende sie sich etwas ab, um das, was in der Mitte der Darstellung vor sich geht, nicht zu sehen. 1) Habe ich hierin Recht, so habe ich damit einen Umstand signalisirt, der für die Ge- schichte der Künste in Römischer Zeit überhaupt die grösste Tragweite hat. Einen neuen Erklärungsversuch habe ich, von dieser allgemeinen Ansicht ausgehend, in den Oenkro. d. a. K. Th. II, H. 5, S. 23 mitgetheilt. 2) Vgl. T. IV, t. 18, Miliin Gal. mylh. pl. XXV, n. 81, Guigniaut Ret. de l'Ant. pl. LXXXIII, n. 304. 3) Hierüber hat zuletzt ausführlicher gesprochen 0. Jahn in den Ber. d. K. Sachs. Ges. d. Wissenscb., phil.-hist. Cl., t849, S. 63 fl. (wo übrigens nicht behauptet werden durfte, dass die Strahlenkrone, mit welcher die betreffende Figur auf dem Relief in Gerhardts Ant. Rildw., Taf. CXXXVIII, geschmückt ist, allein hinreiche, um Gerhardts Deutung auf Pluto abzuweisen; vgl. »Denkm. d. a. K." Th. II, Taf. LXXVI, n. 855, nebst unserem Texte). Die Figur des Reliefs A bezog zuerst E. Q. Visconti richtig (Mus. Pio-Clement. T. IV, z. t. 18, p. 137 der Mailand. Ausg.). Dieselbe Figur kömmt bekanntlich auch auf zwei christlichen Sarkophagen vor (Bosio R. sott. p. 45 u. 85, Bottari Scult. e Pitt, sagre T. I, t. 15 u. 33, o. sonst, vgl. auch Guigniaut Rel. de TAnt. pl. CCLXII, n. 919). Hier deutete sie schon Bottari auf das Firmament, eine Erklärung, welcher gegenüber die von Bellermann (»lieber d. alt. christl. Begräbuissstätten , bes. d. Katak. z. Neapel," S. 5t, A. 1) nach Offenbar. Johann. 22, 1 aufgestellte gewiss nicht Stand halten kann. Wenn dieser Uranos hie und da unmittelbar aus dem Erdboden hervorragend gebildet ist, 80 entspricht das ganz der Anschauungsweise, nach welcher der kosmogonische Ura- nos als von der Erde geboren gilt in Hesiod. Theog. Vs 126 fl. — 48 — Das Sichabwenden tritt noch deutlicher hervor bei dem Knfibchen, welches auf n. 1 unmittelbar vor dem Uranos dargestellt ist. Ja von diesem kann man wohl an- nehmen, dass es im Weggehen begriffen sei. Bei der grossen Aehnlichkeit des Reliefs n. I und des Reliefs A lässt es sich nicht bezweifeln, dass jenes Knäbchen ganz das- selbe sei wie das, welches auf diesem anderen Relief ebenfalls vor dem Uranos zum Vorschein kömmt, obgleich die Stellung zu den in der Nähe befindlichen Figuren und selbst die Richtung des Körpers, so wie die Haltung und die Geberden wesentlich ver- schieden sind. Auf dem Relief A wendet sich Uranos mehr nach rechts, wie es scheint, gespannt zuschauend; das Knäbchen aber steht, ihm den Rücken zukehrend, weiter von ihm ab , in der Mitte zwischen ihm und zwischen dem nächsten Dioskuren, das Gesicht nach dem Sonnenwagen hinkehrend und mit dem hoch erhobenen rechten Arm sowohl als mit dem nur etwas gehobenen linken die Geberde der Ueberraschung, des Staunens oder auch des Schreckens machend. Diesem Knäbchen entspricht hinter dem anderen Dioskuren ein anderes, das sich hinter dem Rosse weg in Bewegung zu setzen scheint. Dasselbe Knäbchen befindet sich auch auf n. 1 , nur nicht so gut er- halten. Diese beiden Knäbchen können nicht wohl anders bezogen werden als auf personificirte Sterne, und zwar wird ein Jeder, der diese Ueberzeugung theilt, schon wegen der Stellung der betreffenden Figuren an den Morgenstern und an den Abend- stern denken wollen. Ersterer, der Heosphoros, begleitet auch bei Nonnos den Phaethon bis gegen die Zeit des Sturzes ') hin. In Folge des Sturzes bricht die Dunkelheit herein, kömmt also Hesperos zur Geltung und Wirksamkeit. Phosphoros nun ist der Knabe zur Rechten, Hesperos der Knabe zur Linken des Beschauers. Während wir jenen auf dem Relief n. 1 eben im Scheiden vom Himmel begriffen erblicken, ist er auf dem Relief A in dem Augenblicke dargestellt, wie er den Sturz des Phaethon gewahrt *), und zwar ganz passend in starker gemüthlicher Bewegung, weil ihm ja Phaethon so nahe steht und dessen Untergang den seinigen zur Folge hat. Dagegen ist Hesperos ganz naturgemäss, wie jetzt von selbst erhellt, als herannahend dargestellt ^). 1) Dion. XXXVIII, 288 fl. und 332. 2) WeDD nicht doch zugleich auch ein Niedersinken der Figur an der Stelle, wo sie steht, gemeint ist. Der unterste Theil derselben verliert sich hinter dem bogenförmigen Ge- wände der Iris. 3) Ob es zudem ganz zufällig ist, dass beide Male der Hesperos ganz nackt, der (unterge- bende) Phosphoros dagegen mit einem Gewände versehen ist, dürfte, wenigstens was den erfindenden Künstler anbelangt, in Frage zu stellen sein. — Die meisten Erklärer haben es geflissentlich gemieden, sich einer Deutung der beiden Figuren zu unterziehen. Irren wir nicht, so hielt Toelken (a. a. 0., S. 21] den Phosphoros auf dem Relief A für den nAether.« Ganz abenteuerlich ist Clarac's Ansicht, dass unser Hesperos auf n. 1 der aus Ovidius bekannte Genosse des Phaethon Epaphus sei, welcher dem Phaethon nach- — 49 — Personificirte Sterne sind ohne Zweifel auch die beiden Flügelknaben mit Fackeln welche man auf n. i2 neben dem Sonnenwagen sieht, den einen dicht über der Chlamys des Phaethon aufrecht dastehend, den anderen niederwärts fliegend. Und zwar wird derjenige, welcher darauf achtet, dass der Knaben gerade nur zwei sind ; dass der eine derselben sich eher so ausnimmt, als wolle er in die Höhe steigen *) ; dass dadurch ein Contrast zwischen diesem Knaben und dem andern niederwärts fliegenden bezeichnet wird — ein Contrast, der sich in der verschiedenen Haltung der Fackeln wiederholt, in- dem jener Knabe seine Fackel in die Höhe zu heben im Begriff* ist, während der an- dere die seinige senkt — ; sicherlich auch hier nicht an gewöhnliche, einander gleichste- hende Sterne denken wollen, sondern den letzteren Knaben auf den verschwindenden Heosphoros, den ersteren aber auf. den aufsteigenden Hesperos beziehen*): wodurch zugleich eine Parallele zu der obigen Deutung der beiden ungeflügelten und fackellosen Knaben auf den Reliefs A u. n. 1 erzielt wird, welche durch die Verschiedenheit in der Darstellungsweise desselben Gedankens ein besonderes Interesse erregt '). schaue, unser Phosphoros aber Phaethon, qui reparatt peut-£tre encore comme un ombre aupräs de son p6re (Clarac halt nämlich den BerggoU für den zum zweiten Male darge- stellten Helios) et semble se disculper de sa folie. 1) Man achte namentlich auf das nach oben blickende Gesiebt, wodurch auch in blossen Kopfbildern öfters der aufsteigende Helios bezeichnet wird (Morelli Mum. Consul. t. XXXII, 24; Montfaucon L'Antiq. expl. T. I, pl. 64, u. 5). 2") Ueberall ist mir, abgesehen von den eigentlichen Sternbildern^ kein Monument aus Römi- scher Zeit bekannt, auf welchem mit Sicherheit andere Sterne in Knaben- oder Jiing- lingsgestalt nachgewiesen werden könnten, als entweder Phosphoros oder Hesperos. Dass diese beiden selbst in den Sternenknaben oberhalb der Nacht auf dem Endymions- reliefe in Gerhard's Ant. Bildw., Taf. XXXIX zu erkennen siud , darauf fuhrt ausser der Zweizahl auch die verschiedene Stellung der Sterne unterhalb der Figuren, indem der eine höher, der andere tiefer steht (wonach man die Figur zur Rechten des Beschauers für den Hesperos zu halten haben wird). Auch die jünglingshafte Gestalt auf dem Mo- saik in Ann. d. Inst. arch. Vol. X, t. d'agg. 0 wird man nicht sowohl für den Repräsen- tanten der Sterne im Allgemeinen, sondern speciell für die Persunification des Murgen- sterns, welcher der Sterne agmina cogit et coeli slalione novissimus exit (Ovid. Met. II, 114 fl., vgl. XI, 98), zu halten haben. Dagegen weiss ich wohl, dass noch Nonnos Dion. XXXVIII, 148 fll. personificirte namenlose Sterne in der Mehrzahl erwähnt. 33 Dass auf den Unterschied der Beflügelung oder Nichtbeflügelung , der Anwesenheit oder des Mangels des Attributs der Fackel nichts ankömmt, braucht wohl nicht umständlicli bewiesen zu werden. Auf den Römischen Monumenten erscheinen die Knaben Phosphoros und Hesperos sowohl bei dem Aufgange als auch bei dem Untergänge fast noch mehr ohne Flügel als mit denselben. . Oefters werden die Flügel durch das bogenförmige Gewand vertreten. Das Mangeln der Fackel ist allerdings seltener. Noch seltener aber — 50 — Wenn nun diese Partien unserer Reliefs dem auf dem Gemttlde bei Philostratos dargestellten Umstände, dass die Sonnenscheibe die Sterne nach sich zog, allerdings entsprechen, aber doch nur ganz im Allgemeinen und so, dass Hesperos die Mehrzahl namenloser Sterne vertritt, findet sich ein Motiv von denen, durch welche der Maler den Uebergang des Tages in die Nacht in Folge des Sturzes des Phaethon bezeichnete, un- läugbar auf einer der erhaltenen Reliefdarstellungen dieses Sturzes ganz ebenso wie- der. Die Figur, welche auf n. 4 zumeist nach rechts oben im Schweben begriffen dargestellt ist, hat man ohne Zweifel für die Repräsentantin der Hören zu halten, welche, das Thor am Himmel, den (hier nicht dargestellten] Zodiakos, verlassend, in die ihnen entgegentretende Dunkelheit sich flüchten. Die Erklärung wird schon durch die blosse Vergleichung der Stelle des Philostratos zur Genüge gesichert. Dazu kömmt die Un- möglichkeit, die betreffende Figur anders zu deuten. Eos, an welche man etwa einen Augenblick denken könnte, werden wir unten in einer anderen Figur desselben Reliefs dargestellt finden. Jener Figur sieht man es deutlich zu, dass sie nicht nach den Rossen hin, sondern bei ihnen vorbei anderswohin eile. Die Geberden deuten auf Angst und Bestürzung, die in dem dargestellten Augenblicke für eine der Hören ganz natürlich sind. Und nun achte man auf den Umstand, dass die Hora den Ober- leib ganz entblösst hat und dass dasselbe bei keiner der anderen weiblichen Figuren des Reliefs, welche auch in starker körperlicher oder gemüthlicher Bewegung sind, stattfindet. Durch diese Nacktheit soll offenbar die Hora charakterisirt werden, welche die heisseste Stunde des Tages repräsentirt, also die Mesembria ']. ist die Bezeichnung durch Fackel und Stern und am aiierseltenslen die durch den Stern allein. Auf Vasenbildern findet sich hie und da ein Strahlenkranz um das Haupt zur Andeutung des ganz besonderen Glanzes des betreffenden Gestirns. 1) Vgl. oben, S. 28. — Nachdem wir die Repräsentantin der Mittagsstunde auf Bildwer- ken nachgewiesen haben, sei es vergönnt, dasselbe auch in Betreff der von Hygin nebst jener genannten Anatole und Dysis wenigstens mit einem Worte zu thun. Beide schei- nen mir auf dem Relief in R. Rochette's Mon. ined. pl. LXXIl A, o. 2, zu erkennen zu sein: Anatole in der Flügelfigur neben den Rossen des aufwärts fahrenden Helios; Dy- sis in der Flügelfigur, welche der das Gespann abwärts lenkenden Selene mit einem gro- ssen Schleier entgegenkömmt, um jene in diesen einzuhüllen. Gewiss irren R. Röchelte (p. 398 fl.) und 0. Jahn („Arch. Beitr.," S. 85, u. »Ber. d. K. S. Ges. d. Wiss.," phil.- bist. Cl., 1849, S. 62), wenn sie die betreffenden Figuren für Aurora und die Nacht oder Personificationen der Morgenhelle und des nächtlichen Dunkels halten. Auf die Dysis möchte ich auch die leider verstümmelte Figur auf dem von Jahn in den »Btr.," Tof. IV, n. 1 herausgegebenen und auf S. 61 besprochenen Relief beziehen, welche, neben der dem Untergang nahen Selene sichtbar, sich mit stark vorgebogeoem Körper abwärts neigt (vorausgesetzt, dass die Figur weiblich ist, woran übrigens kaum zu zweifeln sein dürfte}. Dieses Sichneigen ist für die Dysis nicht minder charakteristisch als für den — 51 — ' Der Umstand, dass auf dem Relief A Phosphoros und Hesperos unmittelbar hin- ter den Dioskuren ihren Platz haben, führt wie von selbst zu der Ansicht, dass diese zu jenen in der nUchsten Beziehung stehen ^). Es ist zudem bekannt, dass auf den Römischen Reliefs der eine Dioskur und hinter ihm Phosphoros vor dem Gespann des Hesperos (R. Kochetle a. a. 0., p. 224 fl. u. p. 295); scheu der geneigte Kopf deutet ' - bei Brustbildern von Liehtgottheiten auf den Untergang, wie der emporgerichtete auf den ' Aufgang des betreffenden Gestirns, vgl. „Deukm. d. a. K. Th. II, Taf. XVIII, n. 190, u. oben, S. 49, A. 1. ' — Ist unsere Deutung der betreffenden Figuren auf die Dysis rich- tig, 80 haben wir zugleich einen neuen Beleg für das oben, S. 37, über die Hören der , Stunden bei der Selene Bemerkte. Ob es nicht auch gerathener sein wird, die ähnlich wie die Bora neben dem Gespann der Selene auf den Endymionsreliers coslümirte Figur, welche auf dem Vasenbilde aus Unteritalien in Miilin's Gal. myth. XXX, 93, Guigniaut's Kel. de FAnt. LXXXVIII, 335, a, und Gerhards akad. Abbandl. „Ueber die Liehtgotthei- ten,« B. 1840, Taf. III, n. 5, mit einer brennenden Fackel in jeder Hand vor dem Ge- spann der Eos einherschreitet, indem sie sich nach dieser umschaut, wie um sie zu mah- nen, auf die Hora Anatole zu beziehen, als auf die Artemis Phosphoros oder Hekate oder Iris? — Nach allem dem, was wir über die Stundenhoren beigebracht haben, dürfen wir schliesslich wohl behaupten, dass Zoega sehr im Irrthum war, wenn er (Bassir. ant. p. 221, A. 16) behauptete, dass dieselben überall kein passender Gegenstand für die Kunst seien. Ob es je einem Künstler in den Sinn gekommen sei, alle zwölf Boren neben ein- ander darzustellen, das bezweifeln auch wir trotz des S. 37, A. 2 über die Steile des Ovidius Gesagten. Dass dagegen die Kunst diese Boren überhaupt durch eine als schnelle Begleiterin des Belios oder der Selene und Dienerin bei ihren Rossen »ufge- fasste Figur repräseutiren und selbst einige von ihnen als bestimmte Individuen darstellen konnte, nämlich diejenigen, deren Stunden eine specielle Charakteristik zuüessen, daran würden wir auch dann nicht haben zweifeln mögen, wenn wir es nachzuweisen nicht im Stande gewesen wären. 1) Gewöhnlich deutet man nach V^inckslmann's Vorgang die Anwesenheit der Dioskuren bei dem Sturze des Pbaethon dahin, dass jener dann erfolgt sei als sich dieser im Steru- bilde der Zwillinge befand. Selbst noch Ch. Lenormaut folgt dieser Erklärungsweise (Nouv. Gal. myth. p. 1 34). Von jenem Umstände wissen aber die Sciiriflsteller nictrts. Nach Ovidius (Viel. II, 195 fll.) verliert Pbaethon, wie er den Skorpion erblickt, die Besinnung und lisst die Zügel seinen Bänden entgleiten , worauf die Rosse mit dem Wagen kreuz und quer durch die Luft dahinstürzen. Das Sternbild des Beniochos be- findet sich allerdings in der Nähe des Sternbildes der Zwillinge (vgl. Birt's Bilderb., Taf. XV A). Darauf ist vielleicht der Umstand zu beziehen , dass auf der Münze n. 1 2 die Zwillinge zu oberst gestellt sind und in der Nähe ein Stern ; insofern dieser nämlich Pbaethon's Versetzung unter die Sterne andeuten soll. — Auch würde bei jener Auffas- sungsweise der Dioskuren nicht erhellen , wie es kommt , dass auf n. 4 einer der Dios- kuren die Sonnenrosse zu bändigen sich bestrebt. 7* — 52 — Helios erscheint *). Danach hat man aber unstreitig das Recht, sich den andern Dios> kuren als Yorreiter des von Hesperos geleiteten Gespannes der Selene zu denken *), Hier sind die Dioskuren offenbar nichts Anderes als die Repräsentanten des Morgen* Sterns und des Abendsterns oder des Tages und der Nacht. Sie entsprechen also durchaus dem Phosphoros und dem Hesperos. Die Nebeneinandersteilung beider Arten von Wesen enthält eigentlich einen Pleonasmus. Sie ist indessen da vollkommen zu- lässig, wo mehrere Beziehungen hervorgehoben werden sollten, als durch eine Figur bequem und deutlich ausgedrückt werden konnten, oder wo ein Wesen wirklich als Exponent des anderen dient. — Fassen wir nun die Darstellungsweise der Dioskuren selbst ins Auge, um zu prüfen, ob sie zu jener Erklärung passt, so ist das für das Re- lief A sicherlich zuzugeben. Die durch die halbeiförmigen Hüte unzweifelhaft bezeich- neten Dioskuren befinden sich hier in gleicher Distanz von dem Sonnengespann, an- scheinend nur mit der Zügelung ihrer eigenen Rosse beschäftigt. Da mit dem Sturze des Phaethon der Anfang des Dunkels und das Ende der Helle erst beginnt, beide sich gewissermaassen noch die Wage halten, so wird Nichts dagegen einzuwenden sein, dass die Repräsentanten beider in ganz gleichem Verhältniss zu dem Sonnenwagen dargestellt sind. Dasselbe gilt von den Reitern an den entsprechenden Stellen auf dem Relief n. 1, welche Jeder für dieselben Dioskuren halten wird, trotz des Mangeins der halbeiförmigen Hüte und trotz der Kleinheit der Figuren, die eher an Knaben als an Jünglinge denken lassen könnte, während die Sternknaben, namentlich der Hes- peros, verhältnissmässig gross gebildet sind. Der Dioskur zur Rechten des Beschauers macht mit dem rechten Arm eine Geberde, welche man, da er das Gesicht nicht nach den Rossen hinwendet, eher wie die des Phosphoros hinter dem correspondirenden Dioskuren auf dem Relief A als wie die des Reiters auf n. 5 zu deuten geneigt sein wird. Beide Dioskuren finden sich, durch die halbeiförmige Mütze hinlänglich gekennzeichnet, auch auf dem Relief n. 4. Hier fehlen ihre dortigen Begleiter Phosphoros und Hes- 1) Vgl. Gerhard »Beschr. d. St. Rom« II, 2, S. 205 fl. Von diesen Reliefs ist das eine nach Visconli's Mus. Pio-Clem. IV, 18 abgebildet bei Miliin Gal. mytb. X\V, 81 und Guigniaut Rel. de i'Ant. LXXXIII, 304. Freilich halt Zannoni R. Call, di Fir. S. IV^ V. 2, p. 234, die obige, von Visconti herrührende Auffassung nicht für ricblig; er fasst vielmehr den Dioskuren als Phosphoros („Lucifero") und den Phosphoros als un Amo- rino , o Genio , conforme oggi appellar sogliono simiglianti puUi , il quäle fallo ministro del Sole, menlre quesli liene le redini e il flageilo, porta egii la face che fuga le te- nebre della noUe e da luce al creato. Ich habe diese Ansicht um so weniger unerwähnt lassen wollen, als sie sich auch mir von selbst aufgedrängt hatte. Da ich inzwischen glaube, dass dieselbe nicht sicher steht, wenigstens für die vorliegende Untersuchung nicht entscheidend ist, will ich hier nicht weiter auf sie eingehen. 2) Vgl. auch 0. Jahn „Arch. Beilr.," S. 85. - 53 — peros. Auch ist die Stellung, welche sie einnehmen, eine wesentlich verschiedene. Der eine befindet sich unmittelbar bei den Rossen des Sonnenwagens und ist im Be- griffe dieselben zu bändigen; der andere reitet hinter dem ersteren, ohne Andeutung eines ähnlichen Vorhabens. Man kann recht wohl annehmen, dass er erst eben er- scheine. Demnach ist er für den Dioskuren zu halten, der dem Hesperos entspricht, and war es etwa die Absicht des Künstlers, anzudeuten, dass er jetzt, da die Nacht einbreche, an die Stelle des Bruders treten wolle. Dass dieser, der dem Heosphoros entsprechende Dioskur, welcher ebenso, wie wir von Heosphoros beiNonnos nachgewiesen haben, als Begleiter des Phaelhon zu tlenken ist, sich um die Sonnenrosse kümmert, ist selbstver- ständlich '). — In demselben Verhältnisse stehen zu den Sonnenrossen die einzelnen Reiter auf dem Relief unter n. 5 und auf dem Cameo unter n. 10. Der erstere scheucht die an der Deichsel befindlichen Rosse zurück, damit sie nicht, wie sie vor- haben, nach seiner Richtung hin durchgehen; was der andere thut, ist minder deutlich ausgedrückt, jedenfalls aber etwas ganz Aehnliches. Haben wir aber hier auch den Dioskuren zu erkennen, welcher dem Heosphoros entspricht, oder nicht vielmehr den letzteren selbst? Diese Frage kann seltsam erscheinen, da die neuere Archäologie sich den Phosphoros wie den Hesperos nur in der Knabengestalt, die wir oben kennen gelernt haben, und wohl mit einer Fackel in der Hand, indessen nicht zu Ross sitzend denkt ; womit sie aber ihrerseits sehr im Irrthum ist ^). Wir tragen nicht das mindeste 1) Es entspricht ausserdem ganz dem Amte, welches Nonnos an der S. 37, A. 1 angef. Stelle dem Hesperos zutheilt. 2) Während Zannoni (a. a. 0., p. 225 fl.) die betreffende Figur des Reliefs für deu Luci- fero erklärt, bezeichnet Lenormant die des Cameo ohne Weiteres als Tun des Dioscures. — Die Sache im Allgemeinen anlangend , so wollen wir nur zwei der bedeutendsten Repräsentanten der neueren Arcb. anführen: R. Rochette Mon. ined., p. 395, A. 2, und Gerhard „Arch. Nachlass aus Rom,« S. 167. Hier eine Reihe von Belegen für die Irr- thümlichkeik der Ansicht, wie sie uns grade zur Hand sind. Phosphoros und Hesperos erscheinen als Jünglinge ohne Flügel in den Brustbilderu auf der allbekannten Ära des Louvre in d. Denkm. d. a. K. Th. II, Taf. XVH, n. 190. Hesperos als geflügelter Jüng- ling mehrmals auf Endymionsreliefs , z. B. in Gerhardts Ant. Bildw. Taf. XXXVIII, in E. Braun's Ant. Marmorw. I, 8 , und in OuU. Engrav. and Descr. of the Woburn Abbey ' Marbles, pl. IX. Gerhard fasste die betreffende Figur als Hymenäos; aber Braun war schon auf der richtigen Spur, indem er an den Abendstern dachte, freilich ohne die eigentliche Beziehung des Hesperos zu durchschauen (über diese vgl. das zuletzt im Uus. Borbon. IX, 40 herausgegebene Wandgemälde nebst 0. Jahn's Bemerk, in den Arch. Beitr. , S. 69, und unsere Denkm. d. a. Kunst Th. II, H. 5, S. 66). Die Richtigkeit der Deutung auf Hymenäos wird durch das an dritter Stelle angef. Bildwerk ausser Zweifel gesetzt, wo hinter der Selene noch ein anderer, ganz ahnlicher, aber flügelloser — 54 — Bedenken, uns in Betreff der beiden vorliegenden Bildwerke für die Anerkennung^ des Heosphoros zu entscheiden, und zwar nicht sowohl deshalb, weil die Figuren des halb- eiförmigen Hutes entbehren, als aus dem Grunde, weil zu dem Mangeln dieses cha- rakteristischen Dioskurenattributs der Umstand hinzutritt, dass beide Reiter eine Fackel haben (der auf dem Relief ganz deutlich in der linken Hand, der auf dem Cameo min- der deutlich, aber doch sicher, in der rechten), ein Attribut, welches bei dem Phos- phoros ganz regelmässig vorkömmt, bei den Dioskuren aber unseres Wissens noch nicht nachgewiesen ist; wozu endlich bezüglich des Reliefs noch kömmt, dass auf den Nebenseiten des Sarkophags, an dessen Vorderseite sich dasselbe befindet, die Diosku- ren in abweichender Weise dargestellt sind, mit der eigenthümlichen Haartracht über der Stirne, mit deutlich angegebenem halbeiförmigen Hute und mit einer Lanze in der Hand, welche nicht gerade das neben ihnen stehende Ross am Zügel hält '). — Während JüDgling zu sehen ist, deu man nur auf Hymenäos beziehen kann, wenn man nicht etwa au Pbosphoros denken will (was für diese Frage auf dasselbe hinauslaufen würde), und die von uns als Hesperos angesprochene Figur jene Binden um den Leib tragt, die, wenn wir nicht irren, auf einen Reiter hinweisen. Das Boss des Lucifer wird von Römischen Dichtern mehrfach erwähnt, z. B. von Ovid. Trist. 111, 5, 56, Amor. II, 11, 55 fl.; Met. XV, t89 fl.; Stat. Theb. II, 139; Claudian. de Rapt. Proserp. II, 12t fl. Das des Lu- cifer und des ihm gleichgesetzten Nocturnus d. i. Hesperos von Statins Theb. VI, 238 fli. : Roseida jam novies coelo dimiserat astra Luciter, et tolidem Lunae praevenerat ignes Mutato Nocturnus equo. Zu dieser Stelle bemerkt Luctatius : Quadrigas dant Soli, bigns Lunae, equos singulos sideribus. ich zweifle kaum , dass die Dichter sich den Inhaber des Rosses vorzugsweise als Jüngling dachten. Als angehenden Jüngling zu Ross zeigt den Pbosphoros die berühmte durch Gerhard bekanntgemacbte Archemorosvase [Guigniaut Rel. de TAnt. CCVII, Gab, b). Auch der »aufsteigende Sonnengott« in Gerhard's Lichl- golth. Taf. IV, n. 1, und Etr. Spieg., Taf. LXXII, scheint mir hieherzugehören. Ich halle ihn für Lucifer-Nocturnus , indem ich den Umstand, dass er noch ein Ross neben sich hat, mir aus der letztangeführlen Stelle des Statius erkläre. 1) Die grosse Aehnlichkelt der Dioskuren mit Pbosphoros und Hesperos, denen als reisigen Jünglingen auch die Chlamys zukömmt, ist begreiflich. Auf den Gemälden machte auch die Farbe des Rosses keinen Unterschied, da, wie die Dioskuren schon in Pindar. Pytb. I, 66, XfvxonotXoi heissen , dem Lucifer von den Rom. Dichtern mehrfach albus equus zugeschrieben wird. Wenn Zoega in Welckers Zeitschr. f. Kunst, S. 376 fl., die dios- kuren auf dem Relief Borghese in R. Rochette's Mon. in6d., pl. LXXII, 1, als Pbosphoros und Hesperos betrachtete, so geschah das vermuthiich wegen des n Mangels des üblichen Pileus," welcher Umstand auch nach Gerhard's (nArch. Naciil.,« S. 168) Meinung dem Gedanken an Dioskuren entgegensteht. Inzwischen findet sich dieser Mangel doch auf Werken dieses Schlages öfter. Auf jenem Relief stehen die Dioskuren nicht weniger sicher als auf unserer n. 1, nämlich wegen der hasta in der einen Hand der Figuren. Diu - 55 — OS in diesen beiden Darstellungen ein berittener Jttngling ist, der sich der rasenden Sonnenrosse annimmt, sehen wir auf dem Relief unter n. 2 einen geflügelten Jttngling ') ohne alle weiteren Attribute mit dem Zügeln eines von den Rossen beschäftigt. Diese Figur werden wir nicht umhin können auf den Tagesdioskuren zu beziehen, da uns durch unsere obige Auseinandersetzung über die beiden Fiügelknaben mit Fackeln in seiner Nähe der an sich näher liegende Gedanke an einen Phosphoros unmöglich ge- worden ist. Die Beflügelung des Dioskuren hat auf dem vorliegenden Monumente kein Bedenken '). Die Flügel aber ersetzen das Ross und erklären das Fehlen des Dioskurengewandes, der Chlamys, zur Genüge. Es passt nun vortrefflich, dass von den beiden Flügelknaben gerade der von uns als Phosphoros nachgewiesene Jenem Dios- kuren zunächst dargestellt ist. Dass er schon niederwärts fliegt, während bei dem Dioskuren ein Verschwinden auch nicht im mindesten angedeutet ist, stimmt mit dem auf A und namentlich auf n. 1 Ersichtlichen bestens überein. Die Aehnlichkeit in Be- treff* des Gedankens ging bei aller Verschiedenheit im Einzelnen der Darstellung ur- sprünglich noch weiter. Der Umstand, dass auf n. 2 neben Phosphoros nochHesperos vorkömmt, erzwingt beinahe schon allein die Annahme, dass auch auf diesem Monu- mente noch der dem Hesperos entsprechende Dioskur dargestellt gewesen sei. Dazu kömmt, dass der Winddämon oben links in der Ecke unpassend erscheint ^). Wir irren demnach sicherlich nicht, wenn wir statt seiner den Nachtdioskuren voraussetzen, der eben heranfliegt, sich aber nicht an der Bändigung der Sonnenrosse betheiligt, ähnlich wie die entsprechende Figur auf n. 4. Also drei Male je zwei Dioskuren und je zwei Sternknaben; ein Mal die beiden Dioskuren allein; zwei Male nur Heosphoros in Jünglingsgestalt zu Ross. Wo die Dioskuren und die Sternknaben zusammen dargestellt sind, ist stets ein Entsprechen Lauze der Kampfhorte unterscheidet die Dioskuren unzweifelhaft von deren Doppelgän- gern; ja es sieht fast so aus, als halten die späteren Künstler ihr gegenüber die Fackel zum habituellen Attribute des Phosphoros und des Hesperos gemacht, welche den Dios- kuren wegen ihres Bezuges zu dem Morgenstern und Abendstern an sich ebensowohl zustand als diesen. Ich würde mich nicht wundern, wenn ein Dioskur einmal mit dem Fackelaltribute vorkäme, aber nie eine Figur mit der Lanze als Phosphoros oder Hespe- ros gellen lassen. 1) Dass der Figur auf dem Stich bei Maffei ein Bart gegeben ist, beruht ohne Zweifel auf Irrlhum. 2) Die Flügel stehen den Dioskuren zunächst als Lichtgottheiten zu. Sie werden bezeugt durch Homer. Hymn. in Diosc. XXXIII, 12 fl. : oT 6^ i^u7r!vtjg i^uvrjßav ^ov&f^Giv jtkqv- ysdai öl (ä&iQOi ät^avTfg. Parallel geben die geflügelten Dioskuren in Gerhardts Etrusk. Spieg., Taf. Lil fl. 3) Vgl. S. 44 fl. Anm. 4. — 56 — angedeutet; allein jene erscheinen nie ganz in derselben Haltung und Handlung wie diese. Die Knaben sind einzig und durchweg in Bezug gestellt auf Schwinden der Tageshelle oder Herannahen des Nachtdunkels. Das Letztere gilt ganz so oder doch ähnlich auch von dem Nachtdioskuren. Dem Tagesdioskuren dagegen ist nur ein Mal oder zwei Male die blosse Beziehung auf das Licht gegeben. Die anderen Male ist bei ihm vielmehr die Eigenschaft eines Bändigers der Sonnenrosse hervorgehobe.n. Inzwischen dient er auch hier wesentlich mit dazu, den Uebergang des Tages in die Nacht anzudeuten, nämlich als ergänzender Gegensatz zu dem anderen Dioskuren, durch welchen die Bedeutung dieses erst die genügende Klarheit erhält *}. 1} Auch sonst bezieht sich die Nebeneinanderstellun^ der Dioskuren oder des Phosphoros und Hesperos auf den Umstand, dass Tag und ^acht in einander überzugehen im BegriiT sind. Dahin gehören Phosphoros und Hesperos in Knabengestalt auf dem Endymionsrelief in Gerhard's Anl. Bildw., Taf. XXXIX (s. oben, S. 49, A. 2),die auch dadurch, dass sie einander , gegenüberschwebend dargestellt sind, an die Dioskuren und theilweise auch an die Steni- knaben auf A, n. 1 u. 2 erinnern. Ein anderes bisher nicht erkanntes, sehr interessau- tes Beispiel bietet das von 0. Jahn herausgegebene, oben, S. 50, A. 1, erwähnte Refief. Hier »zeigt sich," sagt Jahn, »Helios auf seinem Viergespann, dem die Diosku- kuren vorauf reiten.« Wir wundern uns, dass ein Kenner wie er an der so aufgefassten Darstellung gar keinen Anstoss nahm. Würde ja doch dieses Bildwerk den oben. S. 51 fl., besprochenen geradezu entgegenstehen. Und wie wollte man die Zweizahl der Diosku- ren bei dem Helios erklären? Etwas ganz Anderes ist es, wenn, nach Weicker's (pBhein. Mus.," 1839, S. 588, A. 15} sinniger Auffassung, in Millin's Peint. de Vases I, 15 Abenditern und Morgenstern in der Gestalt von geflügelten Knaben hinter und . vor dem Sonnenwagen erscheinen. Auch die Ajinahme, dass ein Gedanke angedeutet sein möge, wie der von Horatius (Carm. saec., Ys 9 fl., ausgesprochene: Alme Sol, curru nitido diem qui promis et c e 1 a s, ist nicht zulässig, da sich jenes Kelief nicht auf den Helios allein bezieht. Auf ihm ist ja, wie wir schon wissen, dem aufwärts fahren- den Helios gegenüber die niedersinkende Selene dargestellt. Etwa in der Mitte zwischen beiden befinden sich die Dioskuren (denn auf diese möchte ich die betreffenden Figuren am liebsten beziehen, obgleich sich auch an Phosphoros und Hesperos denken Hesse), beide allerdings aus derselben Richtung, von Helios her, reitend, aber doch so, dass der eine in der Richtung nach der Selene hin dem anderen etwas voraus ist. Man denkt unwillkührlich daran, dass sich die beiden Brüder an dem Scheidepunkte von Tag und Nacht getroffen und begrüsst haben, und nun eben der eine rascher dahin- sprengt, der Selene nach, deren Begleiter er ist. So hätten wir zugleich einen recht poetischen Gedanken. Auf dem mehrfach besprochenen Relief in R. Rocbette's Mon. in^d., pl. LXXIl, 1, sieht man zwischen dem emporfahrenden Helios und der ihr Gespann niederwärts lenkenden Selene die Capitolinischen Gottheiten stehend und auf jeder Seite derselben, vor dem Helios und hinter der Selene, einen Dioskuren mit je einem Rosse zur Seite, beide Dioskuren im Schreiten von Helios her nach Selene hin begriffen , aber — 57 — Das Geschäft der Bändigung der Rosse ist ausser dem Tagesdioskuren und dem ihm nicht allein der Bedeutung nach so sehr entsprechenden Heosphoros in der Gestalt eines reisigen Jünglings, welchem sich übrigens in keinem der beiden betrelTenden Fälle Hesperos in ähnlicher Darstellungsweise gesellt findet, ein Mal auch noch einem anderen Wesen übertragen. Wir meinen das geflügelte Weib auf n. 4, welches dem Tagesdioskuren gegenüber dem einen der beiden mittleren Rosse mit der linken Hand in den Zügel zu fallen im Begrifl* ist, während es vielleicht mit dem rechten (nicht sicht- baren) Arm das zumeist nach rechts gehende Ross zurückhält. In diesem Weibe hat man ohne Zweifel Eos zu erkennen, die wir, wenn auch in anderer Weise, schon sonst bei dem Phaethon gefunden haben. Eos wird neben dem Heosphoros bei Non- nos als Begleiterin des Phaethon noch bei dem Anfange der Katastrophe genannt ^). Sie steht demselben und dem entsprechenden Dioskuren auch in der Bedeutung, als Tagesgütlin, ganz parallel^). Wir können jetzt zu der Betrachtung der unten am Boden befindlichen Figuren übergehen, denen wir naturgemäss diejenigen anzuschliessen haben werden, welche, wenn sie auch mehr in der Höhe sichtbar sind, doch mit jenen im nächsten Zusammenhange stehen. Die betreffenden Figuren beziehen sich theils auf Wesen , die in der Phae- thonssagc bei oder nach dem Sturze der Hauptperson eine integrirende Rolle haben, und deren Angehörige, theils sind sie rein localen Bezuges. beide, nicht allein den unmittelbar vor Helios gilbenden, nach diesem zurückscbaueud. Auch biet wird man natürlich den Dioskuren hinter der Selene als zu dieser gehörend zu betrachten haben. Indessen möchten wir wenigstens nicht behaupten, dass durch das Kückwärlsblicken desselben noch etwas Anderes bezeichnet werden solle als der Zusam- menhang zwischen dem Miederfahren der Selene und dem Emporfahren des Helios, zwi- schen dem Schwinden der Nacht und dem Erscheinen des Tages. — Um schliesslich noch einmal auf unsere Phaethonsreliefs zurückzukommen, so ist es interessant zu be- merken, dass in dem einen Falle, wo neben den Dioskuren nicht auch die Sternknaben erscheinen (auf n. 4), gewissermaassen zum Ersatz eine andere Figur hinzutritt, welche auch zur Bezeichnung des Ucberganges des Tages in die Nacht dient: die Hora. 1) Dion. XXXVni, 33A. 2} Mit dieser die Sonnenrosse zu halten versuchenden Eos könnte zunächst zusammengestellt werden die ebenfalls geflügelte weibliche Figur auf den mehrfach (zuletzt von Panofka »'Zur Erklär, des Plinius«, Berlin 1853, S. 15 fli.) besprochenen und abgebildeten (auch in Guigniaut's Bei. de \\\al. LXVIII, 335, b) Silberdenaren der gens Plautia, die übrigens nur dann als Eos zu fassen ist , wenn man glaubt annehmen zu dürfen, dass sie im Be- grilT sei, die Sonnenrosse au den Wagen zu führen und anzuschirren; wofür das voa Nonnos Dion. XXXVIII, 299 fl (s. oben, S. 37, A. 1) von dem Heosphoros Ausge- sagte allerdings einen passenden Pendant bieten würde. 8 ~ 58 — Beides gilt yon dem Eridanos, der deshalb aach, wo nur irgend eines jener Wesen berücksichtigt worden, ohne Ausnahme, ja ein Mal *) allein vor die Augen ge- bracht ist. Er ist fast durchweg in der den Flussgöttem eigentbfimliehen halblie- genden Stellung gebildet, mit dem einen Arm, meist dem linken, sich auf die Wasser ausströmende Urne oder auf Gestein stützend; nur unterwärts mit dem Himation be- kleidet. Auch die Attribute ausser der Urne sind die bei Plussgottheiten gewöhnli- chen: ein Schilfrohr im Arm, ein Mal auch ein Füllhorn mit Aehren und Baumfrüch- ten. Ein habituelles Attribut des Eridanos fällt nicht gleich in die Augen; inzwischen wird es bei genauerer Betrachtung mehr als wahrscheinlich, dass ihm einige Male (auf n. 8 und 9) ein solches gegeben ist, nämlich ein Kranz von den Blättern der Bäume, die an seinem Gestade wuchsen und in der Sage so berühmt waren ^). Ob auch die Tänia, die ihm auf n. 4 gegeben ist, hieher gehört, insofern als sie eine Andeutung des Umstandes enthalten könnte, dass er als der König der Ströme galt '), oder ob sie bloss als Haarbinde zu fassen ist, mag dahingestellt sein, obgleich wir nicht verhehlen wollen, dass uns jene AuiTassungsweise in dem vorliegenden Falle mehr zusagt als diese. Auch unteV den Gegenständen und lebenden Wesen in der Nähe sind sowohl solche, die nur den Fluss überhaupt angehen, als auch solche, die zu specieller An- deutung des Eridanos dienen können. In die erstere Kategorie gehören das Schilf- rohr auf n. 4 u. 9 und die Schildkröte, welche man auf dem Relief A zwischen den Beinen des Jünglings, den wir als Sohn des Kyknos kennen lernen werden, am Boden erblickt^]; in die andere der Schwan, insofern derselbe nicht in vorgreifender Andeu- tung der Verwandlung des Kyknos dargestellt ist % Fassen wir endlich auch noch 1) Aaf n. 9. Raspe erwähnt a. a. 0. auch eines Stoschischen Schwefels, auf dem Erida- nos allein dargestellt sei. Möglicherweise ein Abdruck von jenem gescboiltenen Steine. 2) Man vergleiche namentlich auf n. 8 die Blätter des Kranzes des Eridanos mit denen der Bäume, in welche die Heliaden verwandelt werden und des Geslräucbi ia seiner Nähe. Dazu halte man die überraschend zutreffende Stelle Claodian. de VI Cona. Honor. 163 fli. : Non illi madidum vulgaris arundine crinem Velat bonos; rami caput ambravere virentes Heliadum. 3) Virgil. Georg. I, 482. Vgl. auch Ovid. Met. II, 323 fl. 4) Ohne allen Zweifel irrte Zannoni, wenn er a. a. 0., p. 228, dai Tbicr als Attribut des Hermes betrachtete und deshalb den Jüngling auf diesen deutete. Man vgl. Oenkm. d. a. K. Tb. II, Taf. LXXV, n. 966. 5) Freilieb ist nicht immer leicht tu sagen, ob dies Statt habe oder oiobt. Inzwischen bezogen sich die Schwäne auf dem Gemälde bei Pbilostratos gewiss auf den Eridanos, der ja durch seine Schwäne berühmt war (nach Locian. de El. s. Cygn. freilich ganz mit Unrecht) nnd deshalb bei Claudian. Ep. II ad Seren. 1 2 olorifer Padas heisst. Auch den Schwan auf n. 1 0 stehe ich nicht an eher für eine genauere Bezeichnung des Flus- L\ »»•, ^ 59 - die Körperbfldung des Eridanos in's Auge, so passt es sehr wohl zu der Grösse, der Sagonberahmtheit und dem darauf beruhenden königlichen Range des Stromes, dass der ihn repriseotirende Gott als bärtiger Greis dargestellt ist *). Auch Avienus be- zeichnet diesen als Greis ^). Uin so mehr könnte es auffallen , dass derselbe zwei Male (auf A u. n. 2) unb&rtig und jugendlich erscheint, wenn nicht der Fluss auch Eigenschaften hätte, die seinen Repräsentanten für diese Auffassungsweise geeignet machten: die Klarheit seines Wassers und namentlich die Kraft und Raschheit, mit wel- cher er dahinströmt 3). — Eridanos nun ist auf den Marmorreliefs meist im Aufneh- ses zu ballen als für eine Andeutung der Verwandlung des Kyknos in einen Sciiwan, obgleich ich sehe, dass Ch. Lenormant gerade entgegengesetzt urtbeilte. Ein Anderes ist es mit den Bildwerken, auf welchen Kyknos selbst dargestellt ist. Dass, wo auf diesen der Schwan dicht neben dem Kyknos steht, jener nur diesen angeht, seine Verwand- lung bezeichnet, liegt auf der Hand. Aber wie verhält es sich mit o. 5, wo der Schwan weit von dem Kyknos entfernt and dem Eridanos nSher ist als jenem ? Man könnte hier geneigt sein den Vogel in Bezug auf den Fluss zu stellen. Und so fasste ihn, wie ich hintendrein gewahre, Zannoni a. a. 0., p. 227. Allein man sehe sich die Darstel- lung etwas genauer an. Wegen der geringen Höbe des Raumes musste dem Sonnenge- spann der Platz gegeben werden, welchen sonst die Figuren der Heliaden und des Kyk- nos einzunehmen pflegen. Die Heliaden sind in Folge dessen weit von dem Eridanos getrennt; Kyknos, der sonst im Vordergrunde zu stehen pflegt, ist ganz in den Hinter- grund gestellt, so zwar, dass er nur mit dem oberen Theile des Körpers zum Vorschein kömmt, der Schwan aber nimmt, weil für ihn hier Platz war, noch so ziemlich die Stelle ein, an welcher er auf den andern Marmorreliefs vor dem Kyknos erscheint. Wir hegen die Ueberzeugung , dass wenigstens auf dem Originale der in Rede stehenden Reliefdar- stellung dieselbe Verbindung zwischen dem Schwan und dem Kyknos gemeint war, wie auf den fibrigen Reliefs. Auch der Umstand, dass nur ein Schwan, nicht wenigstens zwei dargestellt sind, führt zu jener Annahme, da, wenn auch auf Bildern wie n. 10, wo Kyknos nicht dargestellt, der eine Schwan recht wohl als Repräsentant aller gellen darf, doch die Einzahl des Vogels in einer jeden Darstellung, die auch den Kyknos vor die Augen bringt, zu leicht den Gedanken an eine Beziehung jenes auf diesen regü machen kann. 1) Vgl. Müller's Hdb. d. Arch. J. 403, 1. 2) Arat. Phaen. Vs. 7d6 u. 795. Bei Claudiao. de VI Cons. Hon. 149 beisst er pater Eridanus. 3) Ueber das Erstere vgl. Ovid. Met. II, 365; Plinius Nat. Hist. III, 16, 20, 117; Philo- strat. Imagg. I, 11, g. E. ; auch den Namen Phaethon (s. oben, S. 3, A. 2). Ueber dns Andere namentlich Virg. Georg. IV, 371 fli. : Et gemina auratus taurino cornua vultii Eridanus: quo non alius per pinguia culta. In mare purpureum violeutior efflait amnis, und Georg. I, 481 fll. Von. den Hörnern, welche Virgil dem Eridanos zuschreibt (su wie Claudian. de VI Cons. Hon. 162, und zwar auch der aurea cornua) findet sich auf 8* — 60 — men d«s herabstürxenden Phaethon begriffen gebildet. Wlhrend dieses tvf dem Ge- mälde des Pbilostratos dadurch bezeichnet war, dass Eridanot dem Phaethon den Bausch seines Gewandes unterhielt, ist es auf den Reliefs meist so angedeutet, dass jener die- sen mit seinem rechten Arm aufnimmt. Eigenthümlich ist die Darstellungsweise auf n. 2. Hier hebt Eridanos freilich auch den rechten Arm, aber offenbar nicht, um den Phaethon aufzunehmen. Vielmehr kann die Geberde nur auf Ueberraschung oder — was doch wohl das Wahrscheinlichere ist — auf Mitgefühl und Klage bezogen werden. Auch auf dem Gemälde, das Pbilostratos beschreibt, wehklagte der Flussgott. Das mag durch die Mienen bezeichnet gewesen sein, vermuthlich aber auch durch eine Geberde des Arms, welcher nicht eben durch das Unterhalten des Bausches in Anspruch ge- nommen war. — Wer Jemanden aufnfmmt, wird sich natürlich nach ihm hinwenden, ihm das Gesicht zukehren. Das Gegentheil, wie wir es auf n. 1 und besonders auf n. 9 gewahren, muss eine besondere Bedeutung haben: Eridanos wendet hier den Kopf weg, entweder aus Mitgefühl oder auch aus eigner Beklommenheit. Besonders ist (lies Sichahwenden hervorgehoben auf n. 9, wo es auf den ersten Blick scheinen könnte, als nehme der Flussgott gar keine Notiz von dem, was sich über ihm in der Luft ereignet und ihn doch bald so unmittelbar berühren wird. Man hat sich zu den- ken , dass er in dem Augenblicke vorher den stürzenden Phaethon erblickt und sich dann abgewandt habe in Trauer und Resignation. — Dagegen scheint (wie auch Bracci urtheilte) auf n. 8 an dem Eridanos bloss staunende Aufmerksamkeit ausgedrückt zu sein. Er lag vorher nach rechtshin gewandt, auf die Urne gestützt. In dem dargestell- ten Augenblicke hat er sich nach links hin gekehrt, so dass er auf den Rücken zu liegen kam und mit nach oben gerichtetem Gesicht dem Schauspiel des Sturzes zuschaut. Von besonderem Mitleid findet man ebensowenig eine augenfällige Andeutung als von Beängstigung. — Die von der sonstigen verschiedene Darstellungsweise des Erida- nos auf n. 2, 8 u. 9 hängt vielleicht auch damit zusammen, dass sich die betreffenden Künstler den Phaethon als nicht in den Fluss, sondern an denselben niederstürzend dachten. In der nächsten Beziehung zu Eridanos steht auf n. 4 eine weibliche Figur, die, hinter seinem Rücken schräg in die Luft emporsteigend, einen um ihr Haupt herum bo- genförmig wallenden Schleier — der sehr wohl ihr Obergewand sein kann — hält. Es bedürfte kaum der oben besprochenen Stelle des Pbilostratos, um in dieser Figur eine Personificaiion des aus dem Eridanos aufsteigenden Luflhauches zu erkennen. Und so haben wir denn hier ein vollkommen sicheres Beispiel einer Aura velificans sua unseren Bildwerken keine Spur. Au!^v^s;f*2^f^^^?P^:' -■ ■•*-*^;i<»w^,. V » . . •"'i ."• ". 1 o»- Nachtriglicbe Bemerkungen. •'-^sr S. 32, A. 1, Z. 4 schreibe „wüssle«. — Za S. 32, A. 3: Der x^^^n tQVfuXtia hei ^onno8 entspricht die /^ff^ xoqvc in Hymn. Hom. in Sol. XXXI, tO. — Zu S. 36, A. 2, a. E. : Die beireffende Figar bat übrigens grosse Aebniicbkeit mit den von Stephani Mal. gr.- rom. du Bull, hist.-phil. de PAcad. de $t. Petersb. T. I, p. 580 fli. sehr gificklich nichgewie- nen 2xoma(, Wer unserer Erklärung, fflr die wir allerdings keirie Parallelen beizubringen haben, nicht glaubt beitreten au können, wird wohl thuo an eine ^xojtm it> tXSft yvvaucog (^Pbilostr. Imag. II, 4) zu denken und den von Stephani angefahrten BeiMJielen ein neues, ei- genthamliches hinzuzufügen haben. — S. 37, A. I, ?. 4 sehr, »altis« ftli; »actis«. - S. 38, Z. 7 bitte etwa geschrieben werden können: »Das ist för ein Monument der Art und Zeit wie das in Rede stehende etwas ganz Unerhörtes«, damit es aiefat so seheine, als ignoririeo wir den bfirtigen Helios des archaischen Vasenbildes bei Slackelberg »Grab. d. Hell.« Taf. 15, n. 5 (Gerhard nLichtgotth.«, Taf. I, n. 4 u. s. w.). — S. 46, Z. 16 sehr, »kommend« fiir »kQmmt«. — S. 57, A. 1 sehr. 332. — S. 59, A. 3, Z. 4 tilge das Punctum hinter culta. — S. 62, Z. 5 11. tilge die Worte »der Maler«. — / i ♦ ♦■■ ■ . - 74 - " • " • -, ' Reliefdarflellung des Sturzes des Phaethon an dem Sarkophage zu Torlpna (a. S. 40, A.) vorkommen, stehen mit diesem in unmittelbarem Zoaammenhange» Deaa «hne allen Zweifel irrte Zannoni, wenn er die Diosknren an dem Florentiner Sarkophag ebe^f« gefasst wissen wollte wie die auf dem Relief A. Indessen bat man keineswegea aauoMluieb, dass die Darstellung der Victorien und der Diosknren ausser allem Bezüge tu ^terDafttellaog des Phaethonssturzes stehe. Die Sache verhilt sieh vielmehr so, dass diese drei Darstel- lungen einander parallel gehen in der gemeinsamen Beziehung auf den Tod. Der Sturz des Phaethon wird als ein Symbol des Todes gefasst. Die Dioskoren "beziehen sieh auf den Wechsel zwischen Tag und Nacht, Leben und Tod. Die ViOTOrien aber deuten, wie schon Zannoni (p. 231 flI.) sehr richtig bemerkte, an, dass der Tod ein Sieg in dem Kampfe des Lebens, ein Triumph Aber die Uebel dieser Welt sei. — Uebrigens spreche ich mit voller Bestimmtheit von Victorien, obgleich ich sehe, dass O.Jahn («Areh.Beitr.,« S. 64, A. 40] die betreffenden Figuren des Reliefs n. 5 und andere iholiehe als Hören fassl. ■ '*"■ ^-■'^' ^''r '■ ^^/ ' •N' i 1 ' _ -.•*»♦ jj^.-^ta '*»A.v'^. 1 ■■> .. v^^ ';v i^i*)&ii<.rr~" c-^^ / VN/, i /r^2/ B^^ ^ ^^^ %^ 1 ^ P (#{E, \ x^ ff. ^^m\^ >^ (^ y ^^^^ ^::9r;^/Sl-Sä4/ll fJQ w? Ij^Cj^S W-I M KM ^■^f/ /In i^»> wf i/f F' ^^^/^^^ y-'i"^ m/ \\Mi ^ ^S K M .±. ■ .-r - '4-'7^y'>''. -".~""*-"f -"y.^a.". :^- ß7yVti£ec&/l<' ■ *^;jf' :,;>■'.:': vi ■- '^. • -.-'A- -.J^''- - . *• '"a.*» ?• -- :'■•'-■■■•.-'■ -*w^-"'^'^, .■,.... c^-l .,■ -■ ■,»-*'i?<, .:* • - :■-■ • w... #■; .^-^e^- .?;.• v~... ., T^. j.;'. ",.,-' ■.;?;.■ redmekt in der Di«terieli*sehen UniT«rtitftt«-Bncbdniclierei. (W. Fr. Ka«atBcr.) -rtn^' ^•■•>v*-'-^':: .-'■• ^ri:'-i *■■■ :'•'■:; -■^ a' Ä- ••.::«♦" •• •■> . »>■* . :-.,V, .' ■■' ■,-■ ■ . ' ■ - .^ • ; :•.'.■* ;> .•.■■; »^"^ -I -.■I .. " •*. .SÄ- *■-■.---■} ' -:*ri!j«--^' , •„„- ' f. .. ■•!*■■ •. .f ,..!,. ,^^: <.■:''■ - •.#; >'*■.-• jtti; y-,\ ■ *!.. ■^. : ■.« Vi •- ii- •>■ ,• \'.yi,\ d-- • >,'•:* »• Vi ■K■■••.■ ^.-^.-..^-r^^^- -^, -^^^#:. % ■ -**X-»: ^."^;^,>'i<-■'i' ■^ji'i'?*^ ♦ . * '.^ ■ •« ■ ^ . < . ■<» • k :."■ ■ - "iO- ' " -? V-'" • v:- '^l^:rv... .•■ -fjf'.% .^- -- ■- '- '■■-•;.■: ■m. ... ^^^-t^ ----■■-;.:. . . • .-■.-■ ■ ... _ i , j- .... ' 1 » . >.■■■ • .■;, .1 . . ■ t^ - r>^^'0^t,' • '»-•■■■.•■ • ■ ' ^'■:- Y^'-'t ■ ■'..i^" •■ ■ ■ . , T , ■ ■:■..■•-.'•.''-'.■■-■, W"'^^^^^:-- . ■ ... .' . ■ ^' V,s- ■ • 7.." 'W\ii-i''-\' -.> ' *1^-1Ä ■. -• *'^M 'Ä .'f*^*-- ■■ ■'■-/^»iv' -;.'••■■' ;?■■.•/ •*^- • '■■/.■■ ^'^^y^' -k' ii^^^l'H-^ ( ' •4-3 ■ - - ». ikSM.^^:^ Pr^. r ^~'^i0--:*-^^. "■■'^ -* *' - .